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Jetzt wollen alle mit der IG reden
Parteien machen sich gegenseitig Vorwürfe wegen der Pläne für den Schlachthof
Wiesbadener Kurier vom 07.02.2003

Nach der Sitzung des Planungsausschusses zur Zukunft des Schlachthofs reagieren die Parteien unterschiedlich. Alle betonen jedoch, sie wollten Gespräche mit der IG Schlachthof führen.
Selbstverständlich werde die CDU auch mit der IG-Schlachthof sprechen, um sich über deren Vorstellungen von der künftigen Gestaltung des Areals zu informieren, kündigt Andreas Guntrum an, der im Ausschuss einen gemeinsamen Antrag von CDU und FDP begründet hatte. Wie berichtet hatten beide Fraktionen mehrheitlich einen runden Tisch, an dem die IG beteiligt wird, abgelehnt. Dieser Vorschlag war von der SPD gemacht worden. Jetzt einen Beschluss zur Rahmenplanung rund um den Schlachthof zu fassen, heiße überhaupt nicht, dass man die Interessen der IG nicht berücksichtigen wolle, meinen Guntrum und Ulrich Winkelmann von der FDP.

Es liege allerdings nicht in der Kompetenz der Stadtverordneten, "detaillierte Stadtplanung zu betreiben", so Winkelmann. Dies sei nun mal Aufgabe der Verwaltung. Ein runder Tisch hätte nach seiner Einschätzung nur zu einer weiteren Verzögerung des Verfahrens geführt. Und schließlich habe die SPD ja auf einen Grundsatzbeschluss Anfang Februar gedrängt.

Die Sozialdemokraten melden sich ebenfalls zu Wort. Statt an einem Kompromiss zu arbeiten, ignorierten CDU und FDP "die guten Vorschläge von IG Schlachthof und KuK." Die SPD werde nun versuchen, alle Beteiligten an einen Tisch zu bekommen, kündigt die planungspolitische Sprecherin Ruth Akasoy an. Und wartet auf Vorschläge dafür, wie die Stadt die geringeren Einnahmen ausgleichen soll, wenn nur 500 statt der ursprünglich von Bürgermeister Goßmann vorgesehenen 850 Parkplätze entstehen und vermietet werden können.

"Unbefriedigend" nennt Claus-Peter Große, planungspolitischer Sprecher der Grünen im Rathaus, den Beschluss des Ausschusses. Große ärgert besonders die "offensichtliche Weigerung von CDU und FDP, den Raumbedarf für den Kulturpark unmittelbar auf dem Schlachthofgelände planerisch zu sichern." Olaf Beyer, jugend- und kulturpolitischer Sprecher der Grünen-Fraktion, nennt es ein "Armutszeugnis", dass CDU und FDP die Jugendlichen "nun wieder verprellen."

Die Grünen wollen in der Stadtverordnetenversammlung beantragen, das Kulturparkkonzept der IG mit KuK, Wasserturm, Graffiti-/Kulturmeile, Spiel- und Grillflächen, überdachten Skateflächen, Sport- und Veranstaltungsgelände sowie einer Kreativwerkstatt vollständig auf dem Schlachthof-Areal zu verwirklichen. Sie wollen außerdem ein Gespräch zwischen allen Beteiligten (auch den Investoren). Am 6. Mai soll der Magistrat nach dem Willen der Grünen dem Planungsausschuss ein Konzept vorlegen. hol

Joachim Pös Zur Zukunft des Schlachthofs
Wiesbadener Kurier vom 07.02.2003

Wie geht's mit dem Schlachthof weiter? Die IG Schlachthof, ein Zusammenschluss verschiedener Interessengruppen vor allem junger Leute, würde dort am liebsten einen Kulturpark sehen, mit dem KuK, einer Kreativwerkstatt, Platz für Skater und Sport- und Spielflächen für alle Altersgruppen. In den vergangenen Wochen hat sich die Diskussion verschärft, nachdem klar wurde, dass die Adrianhalle, in der die IG die Kreativfabrik am liebsten hätte, abgerissen wird. Der Kurier befragte Stadtentwicklungsdezernent Joachim Pös (FDP). Die Fragen stellte Anke Hollingshaus.Kurier: Wird die IG Schlachthof in die Planung des Areals eingebunden und wenn ja, wie wird das geschehen?

Pös: Zwischen meinem Dezernat und der IG Schlachthof sowie anderen Gruppen hat es bereits im Vorfeld der Rahmenplanung fruchtbare Gespräche gegeben, zum Beispiel haben wir am Workshop der IG teilgenommen. Dieser Meinungsaustausch sollte selbstverständlich weiter betrieben werden. Von Anfang an war das Stadtentwicklungsdezernat für Diskussionen und Anregungen offen und hat den Dialog mit allen engagierten Jugendlichen gesucht.

Kurier: Halten Sie eine Kreativfabrik auf dem Schlachthofgelände für möglich, wenn ja, wo?

Pös: Grundsätzlich denkbar schon, doch die schmerzhafte Diskussion um die Adrianhalle hat gezeigt, dass man sich Standortfragen sehr vorsichtig nähern muss. Standorte müssen akzeptiert sein, deshalb möchte ich um Verständnis dafür bitten, dass ich den nächsten Gesprächsrunden nicht mit Schnellschüssen vorgreifen möchte. Schließlich soll kein potentieller Ort kaputt geredet werden.

Kurier: Was versprechen Sie sich vom Ideenwettbewerb für die künftige Nutzung des Wasserturms?

Pös: Die möglichst breite Beteiligung von Bürgerinnen und Bürgern, Vereinen und Initiativen wird hoffentlich eine Fülle an kreativen Ideen bringen. Die Vorschläge können sich auf die zukünftige Nutzung wie auch auf die stadtplanerische Gestaltung des Wasserturms und seiner Umgebung beziehen. Als "Ausrufezeichen" wird der neu genutzte Wasserturm hoffentlich bald Wiesbadens Bürger und Besucher empfangen können.

CDU will nun auf die IG Schlachthof zugehen
Kulturpark-Aktivisten zeigen sich noch immer geschockt
Frankfurter Rundschau vom 6.2.2003

Die Rotaprint-Halle als Alternativangebot zur Adrianhalle ist für die Jugendlichen unannehmbar. Einen Runden Tisch mit allen Beteiligten lehnte die CDU/ FDP-Mehrheit in der Sitzung des Planungsausschusses am Dienstag aber ab.

Von Lia Venn

WIESBADEN. Als "total verfehlt" bezeichnet Sebastian Schäfer von der IG Schlachthof den Alternativvorschlag zur Adrianhalle von CDU und FDP, die Rotaprint-Halle an der Homburger Straße. Sie sei nicht gut ans Verkehrsnetz angebunden und fiele durch die große Entfernung ohnehin aus dem Kulturparkkonzept heraus. "Ein Bein ausreißen und dann sagen, dem Körper Kulturpark geht es gut, das funktioniert nicht", betont Schäfer. Wie lange die Mitglieder der IG Schlachthof dem "ständigen Gegenwind seitens der Stadt" noch ihre Motivation entgegenhalten können, wisse er nicht, so Schäfer. Wie es nun weitergehe, könne er auch nicht sagen: "Wir sind alle noch so geschockt - und enttäuscht. Ich kann einfach nicht verstehen, dass nicht mit uns geredet wird." Den Vorschlag von SPD-Ausschussmitglied Ruth Akasoy, einen Runden Tisch mit allen Beteiligten zu organisieren, lehnte die CDU / FDP-Mehrheit ab.

"Nicht die Parlamentsfraktionen, sondern die Verwaltung wäre da der Ansprechpartner", begründet Ulrich Winkelmann (FDP) das Nein zum Runden Tisch. Stadtentwicklungsdezernent Joachim Pös (FDP) ist auch gesprächsbereit: "Er hat das mehrfach bekundet", sagt sein persönlicher Referent, Andreas Hofmann.

"Selbstverständlich wird mit den Jugendlichen gesprochen", sagt auch Ausschussmitglied Andreas Guntrum (CDU). Aber einen Runden Tisch lehne seine Fraktion ab, weil gehandelt werden müsse. "Es gab schon so viel Palaver, damit kommen wir nicht vorwärts." Zudem sei die Rotaprint-Halle nur eine Übergangslösung, bis die Verwaltung eine tatsächliche Alternative zur Adrianhalle gefunden habe. Während sie damit beschäftigt sei, könnten die Beteiligten weiter miteinander sprechen. "Für die CDU kann ich sagen: Wir werden mit den jungen Leuten reden", sagt Guntrum. Dazu müssten sich die Jugendlichen nicht einmal selbst an die Fraktion wenden: "Wir werden auf die IG Schlachthof zugehen", verspricht Andreas Guntrum.

Kulturpark Schlachthof nochmals im Parlament
Rathaus-Grüne wollen Koordinierungsgespräche
Wiesbadener Tagblatt vom 06.02.2003

hz. - "Das Ergebnis des Planungsausschusses in Sachen Kulturpark ist unbefriedigend", kritisierte Claus-Peter Große, der planungspolitische Sprecher der Rathaus-Grünen nach der Sitzung vor allem die "offensichtliche Weigerung von CDU und FDP, den Raumbedarf für den Kulturpark unmittelbar auf dem Schlachthofgelände zu sichern."
Sein Fraktionskollege Olaf Bayer nennt es ein "Armutszeugnis", dass CDU und FDP die Jugendlichen, die sich konstruktiv und kompromissbereit in die Diskussion eingebracht hätten, erneut verprellten, und nicht einmal für einen runden Tisch aufgeschlossen seien. "Mit dieser Verweigerungshaltung verschenken CDU und FDP ohne Not ein großes Stück Planungskompetenz und pfuschen darüber hinaus ihrem eigenen Dezernenten ins Handwerk."

Die Grünen wollen den Magistrat in der kommenden Parlamentssitzung nochmals per Antrag auffordern, "das Kulturparkkonzept vor Ort umzusetzen und Koordinierungsgespräche mit allen Beteiligten zu initiieren".

Die SPD-Stadtverordnete Ruth Akasoy klagt CDU und FDP des Wortbruchs an: "Nach der Wahl lassen sie die Katze aus dem Sack. Großzügige Versprechungen werden ohne Federlesen eingesammelt." Zwei Jahre habe man Schausteller, KuK und die IG Schlachthof mit immer neuen Ideen hingehalten, "um dann zu dem Ergebnis zu kommen, eine Grünfläche anzulegen - und das Geld kommt wie üblich aus der Steckdose."

Auch Ruth Akasoy zeigte sich besonders verärgert, dass es keinen runden Tisch geben soll: "Man denkt offensichtlich gar nicht an einen durchaus möglichen Kompromiss." Stattdessen ignoriere man die guten Vorschläge von IG Schlachthof und KuK einfach.

FDP-Kollege Ulrich Winkelmann betont hingegen, dass Liberale und CDU keineswegs die Chancen für eine Einbindung der IG an der Gestaltung des Areals vertan hätten, sieht die Verantwortung dafür aber bei der Verwaltung: "Nun kann eine konkrete Ausgestaltung erfolgen, die vom Stadtplanungsamt mit allen Betroffenen, also auch dem KuK zu diskutieren ist. Die FDP-Fraktion wird in ihre Meinungsbildung zu diesen konkreten Entwürfen alle Betroffenen, also auch die IG Schlachthof, einbeziehen."

Wieder eine Chance vertan
Wiesbadener Kurier vom 05.02.2003

Von Anke Hollingshaus
Man versteht es einfach nicht. Nichts, aber auch gar nichts, spricht dagegen, sich in den nächsten Wochen mit der IG Schlachthof zusammenzusetzen und gemeinsam darüber zu sprechen, wo Stadt und IG gleiche Interessen haben und wo es Konflikte gibt. Von großer Sachlichkeit und - mit Verlaub - auch größerer Sachkenntnis als sie viele Stadtverordnete haben mögen, waren die wenigen Sätze, die Gerhard Schulz gestern im Ausschuss sagte, geprägt.

Die Gemeinsamkeiten sind doch viel größer, als es bei der ärgerlichen Diskussion über die Adrianhalle den Anschein hatte. Ein Kulturpark am Schlachthof für Junge und Alte, fürs Familiengrillfest und den Biergarten-Ausflug, fürs anschließende Kinoerlebnis oder ein Konzert kann sich jeder nur wünschen.

Die ausgereiftesten Ideen hierfür kommen von der IG. Deren Geduld und Kompromissbereitschaft sollten alle Parteien endlich würdigen. Und was haben CDU und FDP statt dessen gestern gemacht? Sie haben wieder eine Chance vertan

"Mit Ruhm hat sich keiner bekleckert"
Kurier-Gespräch mit Gerhard Schulz vom KuK/Ausschuss lehnt runden Tisch zum Schlachthof ab
Wiesbadener Kurier vom 05.02.2003

Gestern Abend befasste sich der Planungsausschuss der Stadtverordnetenversammlung mit der Zukunft des Schlachthofs. Einen runden Tisch mit IG Schlachthof und KuK lehnte die CDU-FDP-Mehrheit ab. Vor der Sitzung sprach der Kurier mit Gerhard Schulz vom KuK, der seit acht Jahren am Schlachthof aktiv ist.
Von Kurier-Redakteurin Anke Hollingshaus

Er will nicht "nachtreten", will nicht detailgenau auflisten, welcher Politiker wann was gesagt hat und was gewusst haben könnte zum Abriss der Adrianhalle, wer sich wie für einen Kulturpark am Schlachthof engagiert hat. Gerhard Schulz, seit acht Jahren im KuK aktiv, das allein im vergangenen Jahr bei 240 Veranstaltungen 110000 Besucher anzog, will etwas anderes: Dass diejenigen, die sich dort engagieren, die sich Gedanken über die Zukunft des Areals machen und es kennen wie ihre Westentasche, endlich ernst genommen werden von der Stadtpolitik. Schulz: "Bisher hat sich keiner mit Ruhm bekleckert."

Mit dem gemeinsamen Vorschlag von CDU und FDP, die von der IG Schlachthof vorgesehene Kreativfabrik in die Rotaprint-Halle in der Homburger Straße zu verlagern, "reißt man dem Kulturpark ein Bein aus." Schließlich hätten diejenigen, die eine Kreativfabrik am Schlachthof wollten, "die Kulturpark-Idee erfunden."

Alternativ-Vorschlag von Schulz: Im "Fleischereinkauf", in dem die Skaterinitiative Rollbunker jetzt eine provisorische Heimat gefunden hat, wäre die Kreativfabrik mit Ausstellungsräumen möglich. Für einen bestimmten Zeitraum könnten sich Skater und IG Schlachthof das Gebäude teilen. Nach den Vorstellungen der IG wäre für die Skater langfristig eine überdachte Fläche in einem Kulturpark auf dem Gelände möglich.

Im Ausschuss ging es um das Konzept, das CDU und FDP in Anlehnung an die Varianten, die Stadtrat Pös (FDP) vorgeschlagen hatte, erarbeitet haben. Es sieht wie ausführlich berichtet vor, die Zahl der Parkplätze von ursprünglich 850 geplanten auf 500 und später noch weiter zu reduzieren. Für den Wasserturm und einen eventuellen Anbau daran wollen beide Fraktionen einen Ideenwettbewerb ausschreiben, der Abriss der Adrianhalle, der nicht mehr zu verhindern ist, wird akzeptiert. Für die Kreativfabrik soll zum Beispiel in der Rotaprinthalle nach Alternativen gesucht werden. Flächen für Spiel und Sport sollen auf beiden Seiten der KuK-Halle entstehen, über ein Mahnmal für die Deportation Wiesbadener Juden herrscht Einvernehmen.

SPD und Grüne konnten sich im Ausschuss nur mit zwei von fünf Punkten anfreunden: Auch sie nehmen "mit Bedauern zur Kenntnis", dass das Thema Adrianhalle erledigt ist. Und sind ebenfalls damit einverstanden, dass der Skaterinitiative "Rollbunker" der Fleischereinkauf erstmal weiterhin zur Verfügung steht.

Nachdem man schon ewig über die Zukunft des Areals diskutiere, komme es doch auf wenige Wochen bis zur nächsten Ausschusssitzung auch nicht an, meinte Ruth Akasoy von der SPD. Sie regte einen runden Tisch an, an dem Stadtverordnete, Verwaltung und eben auch die IG Schlachthof und KuK beteiligt werden. Von diesem Vorschlag hatte sie CDU und FDP noch vor der Sitzung überzeugen wollen, die deshalb eine halbe Stunde später begann. Die Mehrheitsfraktionen im Ausschuss, der von Ulrich Winkelmann (FDP) geleitet wurde, blieben aber bei ihrer Haltung. Nur die Grünen stimmten der SPD zu.

So saßen denn die Vertreter von KuK und IG im Ausschuss, hörten sich an, was die Stadtverordneten und die Dezernenten Pös und Goßmann zu sagen hatten und plädierten eindringlich dafür, ihre Ideen wenigstens einmal präsentieren zu können.

Der von Bürgermeister Goßmann (SPD) vorgeschlagene Anbau an die Schlachthalle als Ersatz für die Adrianhalle und Standort einer Kreativfabrik ist für Schulz keine Alternative. Das machte er im Kurier-Gespräch deutlich. "Wir haben selbst eine Anbauidee. Und alle sollten Abstand von einem Anbau nehmen, so lange sie nicht mit uns gesprochen haben." Dringend brauche die Schlachthalle für Konzerte eine Garderobe, auch "mehr Toiletten, und wenn die neue Straße gebaut wird, muss auch der Eingang verlegt werden. Anfahrtsmöglichkeiten für Bands und ihre Anlagen müssen geschaffen werden."

SPD und Grüne vermissen Finanzierungsvorschläge der schwarz-gelben Mehrheit. Die ursprünglich 850 Parkplätze hätten Geld eingebracht. Wo soll, bei weniger Parkplätzen, die fehlende Summe jetzt herkommen? Eine konkrete Antwort blieb Andreas Guntrum (CDU) schuldig. Wenn dort hochwertige Büroflächen entstünden hätte die Stadt doch Einnahmen, sagte er und wies darauf hin, dass es doch die SPD gewesen sei, die in der gestrigen Sitzung über die Zukunft des Areals hatte abstimmen wollen. "Und was wir jetzt entscheiden, ist kein Beschluss gegen einen Kulturpark." Auch Stadtentwicklungsdezernent Joachim Pös (FDP) plädierte für eine Entscheidung. "Es geht doch erst einmal um eine Rahmenplanung."

Würde die IG Schlachthof in die Diskussion eingebunden, "können wir sogar zu schnelleren Lösungen kommen", appellierte Schulz noch einmal an die Stadtverordneten. Schon im Kurier-Gespräch hatte er deutlich gemacht, dass KuK nicht nur Konzertveranstalter ist. "Wir sind ein soziokulturelles Zentrum und keine Disco. Wir haben gute Ideen und wollen mitgestalten in dieser Stadt. Warum fragt man uns denn nicht?"

Kein runder Tisch für den Kulturpark
Bauausschuss tagte: Der Abriss der Adrianhalle ist endgültig beschlossene Sache
Wiesbadender Tagblatt vom 05.02.2003

hed. - Der Abriss der Adrianhalle ist beschlossene Sache. Es wird auch keinen "Runden Tisch" von Politik, Investoren und Kulturinitiativen geben. Das beschloss gestern Abend der Ausschuss für Planung, Bau und Verkehr im Rathaus.

Einigen konnten sich die Parlamentarier nur auf einen Minimalkonsens. Auch SPD und Grüne stimmten schließlich einem Beschlussvorschlag von CDU und FDP zu (wir berichteten), die Skaterinitiative Rollbunker e.V. die Halle des Fleischereinkaufs so lange nutzen zu lassen, so lange keine andere Nutzung des Gebäudes oder des Geländes vorgesehen ist und ein Mietvertrag zwischen dem Verein und dem Fleischereinkauf zustande kommt.

Der Saal 22 im Rathaus-Erdgeschoss erlebte gestern sicherlich eine Premiere: Der Andrang an interessierten Bürgern war so groß wie nie zuvor. "Das gibt eine Diskussion", freute sich denn auch Stadtrat Joachim Pös vor der Sitzung, die erst mit 30 Minuten Verspätung beginnen konnte, weil die Fraktionen noch Beratungsbedarf sahen und vor allem wohl die SPD hoffte, sich mit der "Gestaltungsmehrheit" aus CDU und FDP vor den Türen noch einigen zu können.

Es blieb allerdings bei diesem frommen Wunsch und als schließlich das Schlachthof-Gelände auf der Tagesordnung stand, sah sich zunächst einmal Bürgermeister Holger Goßmann als Wirtschafts- und Liegenschaftsdezernent in der Schusslinie, hatten die Grünen ihm doch vorgeworfen, gerade im Fall "Adrianhalle" einiges verschwiegen zu haben.

Goßmann ("Ich will nicht gebetsmühlenartig alle Argumente wiederholen") rief dem Ausschuss nochmals in Erinnerung, dass das Stadtparlament dem Erwerb der Immobilien mit dem Ziel "Abriss" mit großer Mehrheit zugestimmt habe. Thema sei eine Verlängerung der Reisinger-Anlage in Richtung Biebrich/Kastel als Frischluft-Schneise gewesen. Goßmann: "Die Idee eines Kulturparks gab es damals noch gar nicht." Vielmehr sei es vor allem das Ziel gewesen, endlich "Ordnung auf dem Grundstück" im Entree der Stadt zu schaffen. Das wiederum sei auch Ziel des Investors HGK, der hochwertige Büroflächen auf dem Gelände hinter der alten Schlachthalle bauen will.

"Über was haben wir eigentlich die ganzen Jahre geredet, wenn der Investor schließlich sagt, entweder die Adrianhalle oder ich", ärgerte sich der planungspolitische Sprecher der Grünen, Hans-Peter Grosse. Schließlich habe der Bauausschuss einmal den Erhalt der Adrianhalle "wenn irgend möglich" mit großer Mehrheit beschlossen.

Das Thema "Adrianhalle" scheint jedenfalls trotzdem beendet. Die KuK-Initiative forderte, "endlich einen Schlussstrich zu ziehen". "Jetzt müssen wir in die Zukunft schauen", meinte auch Ruth Akasoy (SPD), die sich aber letztlich mit ihrem Antrag auf einen "Runden Tisch" nicht durchsetzen konnte.

Andreas Guntrum (CDU) machte die Intension des gemeinsamen Antrags mit den Liberalen aus seiner Sicht deutlich: "Wir müssen jetzt irgendwann mal ein Stück weit nach vorne kommen." Zu lange sei bereits über die Zukunft des Schlachthof-Geländes diskutiert worden.

Auf der Basis der Unterlagen der Stadtplaner hatten sich CDU und FDP in der vergangenen Woche auf eine bestimmte Gestaltungsvariante für die Fläche zwischen Mainzer Straße, Bahnlinie und Gustav-Stresemann-Ring geeinigt. Wichtig ist dabei für diese beiden Fraktionen: das jugendkulturelle Angebot auf dem Schlachthof-Gelände soll dauerhaft gesichert werden - und für den alten Wasserturm soll es einen Ideen-Wettbewerb geben.

ABRISS DER ADRIANHALLE
Grüne: Kulturpark-Idee bleibt auf der Strecke
Frankfurter Rundschau vom 4.2.2003

WIESBADEN. Nach der SPD kritisieren auch die Grünen die Pläne von CDU und FDP, die "Kreativfabrik" der IG Schlachthof nach Abriss der Adrianhalle in die Rotaprint-Halle in der Homburger Straße zu verlegen: Damit bliebe die ursprüngliche Kulturpark-Idee "auf der Strecke", so Olaf Bayer. Die Kreativfabrik "ans andere Ende der Stadt zu verbannen" bedeute das Zusammenfallen des ganzen Konzepts. Deshalb fordern die Grünen, "dass nach Möglichkeiten gesucht wird, den Raumbedarf für die Kreativfabrik an der Mainzer Straße zu decken".

Bayer ist verärgert, dass die Dezernenten Holger Goßmann (SPD) und Joachim Pös (FDP) den Jugendlichen "immer wieder ein X für ein U vorgemacht" hätten. Bereits im April des vergangenen Jahres hätten beide Dezernenten gewusst, dass der Investor HGK den Abriss der Adrianhalle zur Bedingung für sein Bauvorhaben mache. "Die Verantwortlichen lassen die IG Schlachthof über Monate hinweg in dem Glauben, ihre Vorstellungen für die Nutzung der Adrianhalle könnten wahr werden, obwohl dem Investor der Abriss dieser Halle bereits fest zugesagt war, selbst dem Parlament bleibt dieser Umstand zunächst verborgen", empört sich Bayer.

Als "blanken Hohn" bezeichnete er die Angaben von CDU und FDP, aus Zeitmangel hätten sie vor der Bekanntgabe ihrer Pläne nicht mit der Initiative sprechen können. Bayers Fazit: CDU und FDP nehmen die jungen Leute nicht ernst. bac

"Ein X für ein U vorgemacht"
Kulturpark: Grüne kritisieren CDU- und FDP-Umgang mit IG Schlachthof
Wiesbadener Kurier vom 04.02.2003

Vor der heutigen Sitzung des Planungsausschusses gehen die Grünen mit den Schlachthofplänen von CDU und FDP hart ins Gericht. Wie berichtet hatten beide Fraktionen vergangene Woche ihre Ideen für das Gelände vorgestellt. Hauptkritikpunkt der Grünen ist der Vorschlag, eine geplante Kreativfabrik nicht auf dem Schlachthof selbst, sondern in der Rotaprinthalle in der Homburger Straße unterzubringen. Die IG Schlachthof wollte die Kreativfabrik in der Adrian-Halle sehen, die jetzt abgerissen wird. Zweite Lösung wäre ein Anbau an die Schlachthalle, in der KuK sein Domizil hat.
Olaf Bayer, jugend- und kulturpolitischer Sprecher der Grünen-Fraktion, kritisiert vor allem, dass den Jugendlichen, die sich über Monate hinweg engagiert hätten, "immer wieder ein X für ein U vorgemacht" worden sei. Schon im April hätten CDU und FDP voll auf Linie der Firma HGK gelegen, die wie berichtet ihren geplanten Bürobau auf dem Schlachthof nur realisieren will, wenn die Adrianhalle fällt. So habe es auch Dezernent Holger Goßmann in einer Magistratsvorlage klar dargestellt. Diese Vorlage kannten Christdemokraten und Liberale. Trotzdem hätten einige CDU- und FDP-Vertreter der IG Schlachthof immer wieder versichert, man begrüße ihre Planungen für einen Kulturpark, beschreibt Bayer den Grund für seinen Ärger.

Dass die IG jetzt über die Presse erfahre, dass ein Anbau ans KuK auf finanziellen Gründen nicht in Frage komme, sei ein Unding. Jetzt zu behaupten, man habe zu wenig Zeit gehabt, um mit der IG zu reden, nennt Bayer "blanken Hohn." Die IG Schlachthof rackere sich seit einem Jahr dafür ab, dass das Areal ein "neuer kultureller Anziehungspunkt wird." hol

ROTAPRINT-HALLE
Massive Kritik an CDU / FDP-Vorstoß
Frankfurter Rundschau vom 1.2.2003

WIESBADEN. Der SPD-Vorsitzende Marco Pighetti kritisiert die Pläne von CDU und FDP, die "Kreativfabrik" der IG Schlachthof nach Abriss der Adrianhalle in die Rotaprint-Halle in der Homburger Straße zu verlegen: "Damit zerschlagen CDU und FDP das Kulturpark-Konzept". Eine Ersatzlösung für die Adrianhalle müsse seiner Meinung nach auf dem Schlachthofgelände gefunden werden. Der SPD-Vorsitzende spricht sich deshalb für einen Anbau an das Kulturzentrum aus. Pighetti regt darüber hinaus eine parteiübergreifende Arbeitsgruppe an, die gemeinsam mit der IG, dem Kulturzentrum KuK und den zuständigen Ämtern eine "abgestimmte Planung" ausarbeiten solle. Auf keinen Fall dürfe in der Hallen-Sache "über den Kopf der Jugend" hinweg gehandelt werden, stellt der Sozialdemokrat klar.

Auch die IG Schlachthof ist nicht begeistert vom CDU/FDP-Vorschlag: "Das ist ganz schlechter politischer Stil", wertet im Gegenteil Daniel Dotzel von der Interessengemeinschaft. "Niemand" habe mit der IG Schlachthof über die Alternative Rotaprint-Halle im Vorfeld gesprochen. "Wir haben das erst aus der Presse erfahren", kritisiert der IG-Sprecher. Die Interessengemeinschaft wolle sich aus diesem Grund zu den Plänen von CDU und FDP "auch nicht näher äußern", stellt Dotzel klar. Zudem rede die CDU über ein Gebäude, "das ihr gar nicht gehört". "Ernstzunehmende" Hallen-Vorschläge könne nach IG Ansicht nur Liegenschaftsdezernent Holger Goßmann (SPD) machen. sab

Rot und Grün fürchten um Kulturpark
WIesbadener Tagblatt vom 01.02.2003

hz. - Scharfe Kritik übt der Vorsitzende der Wiesbadener SPD, Marco Pighetti an den Plänen von CDU und FDP, die Kreativfabrik vom Schlachthof auf das Rotaprint-Gelände zu verlegen. "Damit zerschlagen CDU und FDP das Kulturpark-Konzept, für das sich bisher alle Parteien im Rathaus ausgesprochen haben."

Nach dem "leider unvermeidlichen Abriss" der Adrian-halle biete eine Ersatzlösung auf dem Schlachthofgelände die einzig sinnvolle Alternative. Pighetti spricht sich deshalb für einen Anbau an das Kulturzentrum aus. Der SPD-Chef regt eine parteiübergreifende Arbeitsgruppe an, die gemeinsam mit IG, KuK und den zuständigen Ämtern eine abgestimmte Planung ausarbeiten soll. "Die Jugendlichen haben nichts von Planungen, die über ihren Kopf hinweg und an ihren Bedürfnissen vorbei erfolgen."

Die von CDU und FDP vorgeschlagene Verlagerung auf das Rotaprint-Gelände sei längst verworfen worden, weil dies das Kulturpark-Konzept untergrabe. "Wir wollen ein vielfältiges Kultur- und Freizeitangebot für Jugendliche in unserer Stadt und haben jetzt die einmalige Gelegenheit, dies an einem Standort zu realisieren", betont Pighetti.

Olaf Bayer, der jugend- und kulturpolitische Sprecher der Rathaus-Grünen, fordert gleichfalls, den Raumbedarf für die Kreativfabrik auf dem Schlachthofgelände zu decken: "Ohne diesen Baustein fällt das ganze Konzept in sich zusammen." Die jungen Menschen, "die sich konstruktiv für ihre Sache einsetzen", müssten endlich ernst genommen werden. "Seit einem Jahr rackert sich die IG Schlachthof ab, aus einer Schutthalde einen neuen kulturellen Anziehungspunkt zu machen. Und CDU und FDP lassen sie voll gegen die Wand laufen."

Stadtjugendring ist sauer
Wiesbadener Kurier vom 01.02.2003

Auch der Stadtjugendring ist sauer darüber, dass die Adrian-Halle am Schlachthof, in der junge Leute eine Kreativ-Fabrik einrichten wollten, abgerissen werden soll. In einer Pressemitteilung bezieht sich der Vorstand der Organisation auf das Leitbild der Stadt, das die Stadtverordnetenversammlung vor einem Jahr beschlossen hat. Darin heißt es: Die Stadt stelle die Lebenschancen von Kindern und Jugendlichen in den Mittelpunkt ihres Interesses. "Ihre aktive Beteiligung an der Gestaltung der Lebensverhältnisse lässt Wiesbaden das Wissen und die Fähigkeit Jugendlicher nutzen und eröffnet den jungen Menschen Entwicklungschancen."

Damit sei es wohl nicht weit her. Im Mittelpunkt stünden wirtschaftliche Interessen, meint der Stadtjugendring angesichts der Diskussion um die Halle. Die Folge: "Desinteresse, Desillusionierung, Gleichgültigkeit gegenüber politischem und gesellschaftlichem Engagement." Politik und Verwaltung der Stadt, so die Forderung der Jugendlichen, müsse sich endlich dem Leitbild anpassen, das sie selbst beschlossen hat.hol

Wird Kulturpark zerschlagen?
Wiesbadener Kurier vom 01.02.2003

Harsche Kritik an den Ideen von CDU und FDP zur Gestaltung des Schlachthofs übt der Wiesbadener SPD-Vorsitzende Marco Pighetti. Der Vorschlag, die Kreativ-Fabrik der IG Schlachthof aufs Rotaprint-Gelände in der Homburger Straße zu verlegen, zerschlage "das Kulturpark-Konzept, für das sich bisher alle Parteien im Rathaus ausgesprochen haben."

Laut Pighetti hätten es die Sozialdemokraten am liebsten gesehen, wenn die Adrian-Halle am Schlachthof hätte genutzt werden können. Die wird jetzt allerdings abgerissen (der Kurier berichtete). Eine Ersatzlösung auf dem Schlachthofgelände selbst biete die "einzig sinnvolle Alternative", meint der SPD-Chef. Mit einem Anbau ans Kulturzentrum schlage man zwei Fliegen mit einer Klappe. "Die bisher unerfüllte Zusage an KuK wird endlich eingelöst und die IG Schlachthof erhält geeignete Räume." Einen solchen Anbau hatte Bürgermeister Goßmann bereits vorgeschlagen, CDU-FDP halten ihn allerdings für unrealistisch. Sie werfen umgekehrt der SPD vor, sie habe die Jugendlichen im Unklaren darüber gelassen, dass die Adrian-Halle weg müsse, weil die Firma HGK, die nebenan Büros bauen will, sonst abgesprungen wäre.

Pighetti regt jetzt eine parteiübergreifende Arbeitsgruppe an, die gemeinsam mit der IG Schlachthof, dem KuK und den zuständigen Ämtern eine abgestimmte Planung ausarbeiten soll.hol

"Wir werden uns nicht stoppen lassen"
Gerhard Schulz zur Zukunft des KuK Schlachthof
Frankfurter Rundschau vom 30.1.2003

Erst hieß es, die Adrianhalle auf dem Schlachthofgelände bleibt, nun wird sie per Magistratsbeschluss wohl doch abgerissen. Gerhard Schulz vom KuK ist sauer.

Frankfurter Rundschau: Sie sind ziemlich verärgert. Warum genau?

Gerhard Schulz: Die Situation zeigt uns, wo wir stehen und wie tief die politisch-kulturelle Auseinandersetzung zwischen Rathaus und Betroffenen gesunken ist. Die Diskussion um den Erhalt der Adrianhalle hätte schon vergangenen Sommer beendet werden können, alle Beteiligten hätten ihre Energie in die Entwicklung einer Alternative besser investiert. Seit acht Jahren gibt es das Kulturzentrum, seit Anfang 2002 bemüht sich die IG Schlachthof um den Kulturpark, aber nie hat es so viele Rückschläge gegeben wie in 2002.

Welche zum Beispiel?

Kürzung des Haushalts von KuK um 50 Prozent, die zugesagte Übernahme der Stromkosten wurde zurückgenommen, das Kulturzentrum steht immer noch ohne vernünftigen Mietvertrag da, und alle Bemühungen um einen Kulturpark versinken im Treibsand städtischer Verwirrungen. Zuverlässigkeit von Seiten der Stadt wurde aufgegeben, Verantwortung entwickelt sich zum Fremdwort, Vertrauen wird bestraft. Das kreative Potenzial der IG Schlachthof und die Energie des Kulturzentrums, einen positiven Beitrag zur kulturellen Entwicklung eines Brachlandes zu leisten, wird negiert, möglicherweise belacht, auf jeden Fall aber bisher verhindert.

Sehen Sie auch Fehler auf Ihrer Seite?

Nein und - leider - selbstverständlich. Nein, weil: Das Engagement von nicht nur jungen Menschen, ihre Stadt so zu verändern, dass sie sich selbst darin wiederfinden können, ist kein Fehler. Den Anspruch geltend zu machen, dass Jugend einen Platz braucht, um eine eigene Kultur zu entfalten und Zukunft zu entwerfen in einer Stadt, in der für sie sonst nicht viel geboten wird, ist auch kein Fehler. Das Anliegen, durch den Betrieb eines Kulturzentrums in einem Kulturpark für jung und alt - mit Wassermuseum, Mahnmal, Spielwiese, Spielplatz, Biergarten, Grillplatz, Skate-und Sportflächen - Wiesbaden auf Hessens kulturelle und lebenswerte Landkarte zu setzen, ist auch kein Fehler.

Und was war der Fehler des KuK?

Sich auf Absprachen und Zusagen von Politik und Verwaltung zu verlassen, nicht alles schriftlich niederzulegen und sich auf das "Wort von Ehrenleuten" zu verlassen. Das war, von hier und heute aus betrachtet, mit Sicherheit ein Fehler.

Haben Sie einen Lösungsvorschlag, um wieder zu konstruktivem Zusammenarbeiten zu kommen und das Vertrauen in die Politiker zurückzugewinnen?

Ja. Unter alles, was bisher besprochen, ausgehandelt und nicht eingehalten wurde, ziehen wir einen Schlussstrich. Verwaltung und Politik verpflichten sich zur Ehrlichkeit und tun alles, um das verloren gegangene Vertrauen wieder aufzubauen, Zuverlässigkeit zu bieten, um unseren Beitrag zu ermöglichen. Der Status Quo wird wieder hergestellt.

Wie könnte das Ihrer Meinung nach gehen?

Das KuK wird wieder in voller Höhe in den Haushalt eingestellt, die Stromkosten werden - wie früher- übernommen, ein vernünftiger Mietvertrag wird entwickelt, die Baustelle um das Kulturzentrum wird so eingerichtet, dass der Betrieb des KuK so wenig wie möglich beeinträchtigt wird. Der Kulturpark wird so umgesetzt, wie geplant, nämlich als Kompromiss aus allen Bedürfnissen an dieses Gelände - natürlich auch Cineplex und HGK. Die Stadt stellt sich hinter "ihr" Kulturzentrum mit Kulturpark, nimmt es auf in die Reihe der Wiesbadener Institutionen, hört auf, uns als Spielball im Parteiengerangel hin und her zu schubsen, und behandelt uns nicht mehr wie die Schmuddelkinder in der Schuttgrube Schlachthofgelände.

Was wäre die Konsequenz, wenn Ihre Wünsche nicht erfüllt würden?

Wir sitzen ja an keinem Hebel, an dem wir drehen können. Das einzige Druckmittel wäre, den Betrieb zu schließen. Das geht aber nicht. Wir werden überzeugen, uns nicht stoppen lassen, so viel anbauen und so viel Kulturpark umsetzen, wie es uns möglich ist.

Vergeblich für die Halle engagiert?
Pös spricht von bedauerlichem Missverständnis
Wiesbadener Kurier vom 29.01.2003

Wie geht es weiter mit der Adrianhalle auf dem ehemaligen Schlachthof-Gelände. Wie berichtet wird die Halle jetzt wohl doch abgerissen. Die jungen Leute, die sich für deren Erhalt ausgesprochen hatten, um dort eine Kreativwerkstatt einzurichten, sind sauer.
Von Kurier-Mitarbeiter Sebastian Herold

"Ich finde es schade, dass die Stadt nicht in der Lage ist, mit uns zu reden", sagte Sebastian Schäfer, Vorsitzender des Kreativfabrik-Vereins, zu der Magistratsvorlage über die Adrianhalle. Vor einer Woche war bekannt geworden, dass der Mainzer-Investor Hans Günter Kipper (HGK) sein großes Bauvorhaben an der Mainzer Straße zurückziehen würde, wenn die Adrianhalle nicht abgerissen werde. Der Magistratsentwurf beziffert die Folgekosten eines derartigen Schritts auf etwa sieben Millionen Euro. Bei Gesprächen zwischen HGK und Stadt Wiesbaden im April vergangenen Jahres war der Abriss der Halle zugesichert worden. Daher ließ der Investor Mitte diesen Monats in einem Schreiben durchblicken, dass er sich im Falle eines Erhalts der Adrianhalle nicht nur zurückziehen, sondern auch Schadenersatz fordern würde.

Die Kreativfabrik, die aus der Kulturparkinitiative hervorgegangen ist, hatte sich lange dafür eingesetzt, dass die Halle saniert, mit Proberäumen und Ateliers ausgestattet und Jugendvereinen zur Verfügung gestellt würde. Rolf Praml, Vorsitzender der SPD-Fraktion im Stadtparlament, hatte sich auf einer Podiumsdiskussion zum Kulturpark im September noch mit einem Erhalt der Adrianhalle angefreundet, obwohl sein Parteikollege und Bürgermeister Holger Goßmann bei den Sitzungen mit dem Investor im April dabei war. Heute gibt Praml zu, sich nicht besonders gut informiert zu fühlen, distanziert sich aber deutlich von einer Aussage für den Verbleib der Adrianhalle. "Für das Projekt Kreativfabrik als solches habe ich mich ausgesprochen, nicht für die Halle", sagt Praml dem Kurier zu dem Vorwurf von Gerhard Schulz vom Schlachthof, der Jugendinitiative unnötig Hoffnungen gemacht zu haben.

Schulz und Schäfer zeigten sich auch weniger enttäuscht darüber, dass ein Verbleib der Adrianhalle unwahrscheinlich geworden ist, sondern über die Tatsache, dass man sich ein dreiviertel Jahr lang für eine Halle eingesetzt habe, die ohnehin abgerissen werde. Mehrmals, so Sebastian Schäfer von der Kreativfabrik, habe man probiert mit dem Investor Kontakt aufzunehmen, um mit ihm über die Angleichung von Interessen zu diskutieren, ohne dass es zu einem Treffen kam oder dieser signalisiert habe, dass für ihn ein Verbleib der Halle außer Frage stehe.

Stadtentwicklungsdezernent Joachim Pös(FDP), der bei den Gesprächen mit der HGK im vergangenen Jahr beteiligt war, hält den Vorfall für ein bedauerliches Missverständnis. Im April ging es in den Verhandlungen vor allem um eine Koordination zwischen dem Wiesbadener Kinobetreiber Ewert, der dort ein Multiplexkino errichten möchte, und dem Mainzer Investor. Mit der Adrianhalle habe man sich nicht explizit befasst, weil damals nichts gegen deren Abriss gesprochen habe. Erst im Laufe des Jahres habe sich dann das Interesse der Jugendlichen an der Halle abgezeichnet, so Pös.

Bürgermeister Goßmann wehrt sich gegen den Vorwurf, nicht mit offenen Karten gespielt zu haben. Er habe immer wieder darauf hingewiesen, dass der Investor damit gedroht habe, auszusteigen. Offen blieb, wieso es im Dezember dennoch zu einem Beschluss des Stadtparlaments kam, in dem man für den Erhalt der Halle aussprach.

Sowohl Schulz vom Schlachthof, als auch Schäfer von der Kreativfabrik zeigen sich kompromissbereit, was einen möglichen alternativen Anbau an den Schlachthof betrifft. Sie wünschen sich aber, in Zukunft stärker einbezogen zu werden, damit es nicht wieder zu ähnlichen Zeit- und Energieverschwendungen komme.

 

"Der Ort soll erkennbar bleiben"
Architekt Heinrich Lessing hat Ideen für Rampe am Schlachthof /An Juden-Deportation erinnern
Wiesbadener Kurier vom 27.01.2003

Wiesbaden. Am 27. Januar 1945 befreite die Rote Armee das Konzentrationslager Auschwitz. Seit 1996 ist der 27. Januar Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus. Ein Ort des Gedenkens in Wiesbaden ist die Rampe am ehemaligen Schlachthof. Von dort aus wurden 1942 in der letzten großen Deportation 450 Juden ins KZ Theresienstadt verschleppt. Wer dieses überlebte, starb später in Auschwitz.

Von Kurier-Redakteurin Anke Hollingshaus

Am 29. August mussten die Wiesbadener Juden in die Synagoge in der Friedrichstraße kommen, "strapazierfähige Kleidung" hatten sie mitzubringen und ein Pappschild, auf dem "deutlich Namen und Kenn-Nummer in unverlöschbarer Tinte" zu schreiben waren. Zu Fuß mussten sie später zum Schlachthof laufen, wo sie - wie Vieh in Waggons gepfercht - nach Frankfurt deportiert wurden und von dort aus in die Lager nach Theresienstadt und Auschwitz.

Der Transport in den Tod, so haben neue Forschungen des "Aktiven Museums Spiegelgasse für Deutsch-Jüdische Geschichte" ergeben, startete vermutlich am 1. September. Die Menschen verbrachten wohl eine oder auch mehrere Nächte in der Synagoge, berichtet Dorothee Lottmann-Kaeseler, Vorsitzende des Vereins. Lange Zeit war man davon ausgegangen, dass die Juden am 30. August nach Frankfurt deportiert worden waren.

Während es zur Zeit über den geplanten Abriss der Halle der Spedition Adrian auf dem Schlachthof jede Menge Diskussionen gibt (der Kurier berichtete), ist man sich bei der Gestaltung der Rampe als Ort des Gedenkens einig. Die Fauthsche Fabrik für Öle und Fette auf dem Schlachthof wird abgerissen. Eine Wand allerdings soll in einer Höhe von etwa sieben Metern stehen bleiben und als Begrenzung für die Rampen-Gedenkstätte dienen.

Die Vorstellungen des Architekten Heinrich Lessing zur Gestaltung des Ortes finden überall Anklang: Die Fauthsche Wand (eventuell mit einem Durchgang) als Begrenzung, Freilegen des Pflasters, das noch im Original erhalten ist, die Gitter, von denen allerdings nicht bekannt ist, ob genau diese 1942 dort standen, sollen ebenso zu sehen sein wie die Lampen aus der damaligen Zeit, so seine Idee. Die Gleise selbst, auf denen die Todeszüge abfuhren, gibt es nicht mehr, nur noch das Schotterbett.

Lessing hatte auch den Fotocontainer entworfen, mit dem das Aktive Museum 1999 an sechs Orten in Wiesbaden an die NS-Opfer erinnerte. 1992, am 50. Jahrestag der Deportation, waren die Teilnehmer eines Schweigemarschs mit Schildern, die die Namen der Opfer trugen, vom Schloßplatz zum Schlachthof gezogen.

Ende vergangenen Jahres haben Lottmann-Kaeseler und der Architekt ihre Ideen der IG Schlachthof und dem KuK vorgestellt. "Wir sind angetan von deren Vorstellungen", sagt Gerhard Schulz vom KuK dem Kurier. Zum Beispiel die Idee, einen Schriftzug beispielsweise per Beamer an der Fauthschen Wand erscheinen zu lassen, gefällt den Schlachthof-Leuten. Weil dort viel Graffiti gesprayt werde, bevorzugt man diese Lösung gegenüber einem "dauerhaften" Bild. "Es soll vieles so aussehen, wie es damals war und niemand will dort komplizierte Konstruktionen", freut sich Schulz. Lottmann-Kaeseler sieht es genau so: "Wir wollen dort keine Mammut-Gedenkstätte. Der Ort soll erkennbar bleiben, wir möchten die noch vorhandenen Relikte aus dieser Zeit erhalten."

Auch im Magistrat positive Reaktionen auf die Lessingschen Vorschläge: Bürgermeister Goßmann, als Baudezernent für die momentanen Abbrucharbeiten auf dem Schlachthof zuständig: "Dieses Stück Wand werden wir stehen lassen." Und Stadtentwicklungsdezernent Joachim Pös sieht das Areal als "echte Chance". Weil noch viel erhalten sei, strahle der Ort Authentizität aus, wie sonst wenige in Wiesbaden. Einen Zeitplan, wann die Rampe tatsächlich zum Ort des Gedenkens umgestaltet sei, können beide Dezernenten noch nicht nennen. "Sie ist ein wichtiges Detail in der Rahmenplanung des gesamten Geländes", meint Pös.

Lottmann-Kaeseler hofft, dass sich möglichst bald was tut. "In Wiesbaden wird vieles auf die lange Bank geschoben. Und es wurden schon erhebliche Fehler gemacht", spielt die Vereinsvorsitzende auf eine umstrittene Aktion vor zwei Jahren an. Damals hatten Bauarbeiter bei Abbrucharbeiten Pflastersteine am hinteren Teil der Rampe herausgerissen, wie Lottmann-Kaeseler auf Fotos zeigt. Der allergrößte Teil war aber erhalten geblieben.

Goßmann und Pös haben Abriss der Adrianhalle zugesagt
"Dort kommt alles weg" / Investor HGK will keine weiteren Kompromisse eingehen / Grüne üben Kritik
Frankfurter Rundschau vom 24.1.2003

Die Grünen ärgern sich über Bürgermeister Holger Goßmann (SPD). Er habe zugesichert, dass der Abriss der Adrianhalle noch nicht entschieden sei. Dem Investor habe er aber zugesagt, dass die Halle abgerissen werde. Tatsächlich würde die Mainzer Firma HGK abspringen, wenn die Halle bliebe.

Von Lia Venn

WIESBADEN. Nach Einschätzung der Grünen war der Abriss der Adrianhalle auf dem Schlachthofgelände, wo ein Kulturpark entstehen soll, bereits im April 2002 beschlossene Sache. Nach einem den Grünen vorliegenden Schreiben des Investors an die Stadt Wiesbaden vom 14. Januar 2003 hätten Magistratsvertreter bereits am 18. April 2002 dem Investor unmissverständlich zugesagt, dass die Adrianhalle abgebrochen werde, heißt es in einer Pressemitteilung der Fraktion. Die Adrianhalle sei aber ein wesentlicher Punkt im Kulturpark-Konzept. Goßmann habe noch im Dezember 2002 gesagt, es sei alles offen. Nun behaupte der Bürgermeister, dass der Investor abspringe, wenn die Halle erhalten bleibe.

Damit hat Goßmann auch Recht: "Bleibt die Halle, ist das unser absoluter Knock-out, die Nutzungsstruktur dort wäre zu heterogen", sagt Hans-Günter Kipper, Geschäftsführer von HGK. Die Gesellschaft will ein Grundstück an der Mainzer Straße kaufen, um dort ein Bürogebäude zu errichten. Goßmann und Planungsdezernent Joachim Pös (FDP) hätten ihm zugesagt, dass zwischen ihrem Gebäude und der Salzbachstraße eine Grünfläche errichtet werde, unter anderem zur kulturellen Nutzung.

"Und sie haben zugesagt, dass die Halle abgerissen wird", betont Kipper. Er sei über die Diskussionen irritiert. "Ich habe nichts dagegen, dass die Halle bleibt und von Jugendlichen genutzt wird, aber dann suchen wir uns einen neuen Standort" - entweder in Wiesbaden oder woanders. "Wir haben ohnehin das Problem, dass dort das Kulturzentrum steht. Es würde die Lage massieren, wenn auch die Halle bliebe", befürchtet er. Den Kompromiss mit dem Großraumkino, das in direkter Nachbarschaft entstehen soll, sei HGK eingegangen, aber "alles Weitere: Nein".

Liegenschaftsdezernent Goßmann bestätigt, dass er und Pös Kipper zugesagt haben, "dort kommt alles weg". Die Ideen der Jugendlichen seien erst später in die Entwicklung "reingeplatzt". Zurzeit befasse sich noch der Planungsausschuss damit. Mitte Februar wolle der Ausschuss dann sein Ergebnis vorstellen.

Daniel Dotzel von der IG Kulturpark rechnet ohnehin mit einem Abriss. "Es spricht ja auch vieles gegen den Erhalt, allein die Kosten." Mit dem Magistrat werde zur Zeit überlegt, wo das Raumnutzungskonzept für die Adrianhalle noch umgesetzt werden kann. "Es sieht nach einem Anbau ans Kulturzentrum aus, allerdings von der Fläche her auf ein Drittel reduziert. Der Bedarf ist wesentlich höher." Geplant waren ein kulturelles Großraumbüro, Proben- und Atelierräume und Ausstellungsfläche. "Im Moment sieht es nur nach fünf Büros aus."
Ein Gespräch mit Kipper sei aber wichtig: "Wir haben die für ihn nützliche Ortskompetenz", so Dotzel. "Die Lage dort ist problematisch, mit unserem Konzept wollten wir versuchen, eine Art soziale Kontrolle auszuüben. Wenn dort eine Grünfläche entsteht, dann noch das Großraumkino, zieht die Drogenszene aus den Reisinger Anlagen dahin um", befürchtet Dotzel, "dann wird's richtig schlimm."

Adrianhalle: Grüne attackieren Goßmann
Wirtschaftsdezernent: Nichts verschwiegen
Wiesbadener Kurier vom 23.01.2003

In der Streitfrage um den Abbruch oder Erhalt der Adrianhalle auf dem Schlachthofgelände hat die Stadtverordnetenfraktion der Grünen gestern schwere Vorwürfe gegen Bürgermeister Holger Goßmann erhoben. "Die aktuelle Magistratsvorlage zeigt, dass der Wirtschaftsdezernent nicht mit offenen Karten spielt", so der jugendpolitische Sprecher der Grünen, Olaf Bayer.
Goßmann habe dem Investor - der Mainzer Firma Hans Günter Kipper (HGK), die auf den Schlachthofgelände einen Dienstleistungskomplex errichten will - bereits im April 2002 klar zugesagt, dass die Adrianhalle abgebrochen werde und somit "den Parlamentariern wichtige Informationen verschwiegen".

Goßmann habe auf mehrfache Anfragen und Anträge zum fraglichen Abriss der Halle noch im Dezember behauptet, in dieser Sache sei noch alles offen. Der Dezernent weist die Kritik vehement zurück, "irgend jemand hinters Licht geführt zu haben". Im Gegenteil, er habe seine Bedenken immer wieder vorgetragen und klar gemacht, dass der Investor gedroht habe, abzuspringen, wenn die Halle stehen bleibe.

Das Stadtparlament hatte im Dezember den Beschluss gefasst, die Halle nur unter der Prämisse zu erhalten, dass "keine zwingenden Gründe gegen eine Nutzung durch die IG Schlachthof sprechen". Der Magistrat sollte prüfen, welche Auswirkungen der Erhalt der Halle auf Investoren und Verwertbarkeit des städtischen Grundstücks habe. Die am Dienstag beschlossene Magistratsvorlage gibt dazu folgende Antworten: HGK würde nicht nur abspringen, sondern auch Schadensersatz anmelden, weil die Planungen fertig seien. Außerdem würde die Firma als Bauherrin für die Salzbachstraße ausfallen, die das geplante Kinogrundstück von Ewert mit erschließen soll. Zudem wären Erweiterungsflächen für das Opelhaus Auto Wink gefährdet. Die Sanierung der Adrianhalle würde über zwei Millionen Euro kosten. Ein einfacher Anbau an die Schlachthofhalle als Alternative für die IG wird dagegen auf 500000 Euro geschätzt.

Claus-Peter Große, planungspolitischer Sprecher der Grünen, spricht von "fragwürdiger Informationspolitik" und stellt die Glaubwürdigkeit Goßmanns in Frage. "Für Investoren ist es jedenfalls kein Qualitätsmerkmal, wenn ihnen im trauten Kreis Zusagen gemacht werden, die aufgrund fehlender Legitimation durch die städtischen Gremien am Ende nur schwer zu halten sind."

Goßmann verweist darauf, dass er beim Thema Erhalt der Adrianhalle immer wieder auf die Probleme mit den Investoren hingewiesen habe. Bei den Verhandlungen mit HGK und Ewert sei "vom Jugendpark noch keine Rede gewesen". Und: Im Magistratsbeschluss vom 13. August 2002 zum Abbruch der Gebäude auf dem Schlachthofgelände stehe klipp und klar, dass die Investoren die Realisierung ihrer Projekte vom Abbruch der ehemaligen Ölmühle Fauth und der Adrianhalle abhängig gemacht haben. ht

Dennoch habe Goßmann auf mehrfache Anfragen und Anträge zum fraglichen Abriss der Adrianhalle den Parlamentariern gegenüber noch im Dezember behauptet, in dieser Sache sei noch alles offen. Nun heiße es von Seiten Goßmanns, wenn die Halle bliebe, springe der Investor ab. "So kann man weder mit dem Parlament noch mit den engagierten Jugendlichen umspringen", so Bayer weiter.

Statt die Ausschüsse sachgerecht zu informieren provoziere der Bürgermeister mit seiner unvollständigen Informationspolitik unnötige Konflikte, blockiere damit die Suche nach Lösungen und stelle die Vereinbarkeit des Kulturparkkonzepts mit den übrigen Planungen ohne Not in Frage.

Der so Gescholtene nannte die Vorwürfe, es werde etwas verheimlicht, gestern Abend "einen schlechten Witz". Die Grünen, so Goßmann, hätten bereits im vergangenen Jahr gewusst, dass die Adrian-Halle abgerissen werden muss. Nur so könne beispielsweise Ewert sein Multiplex-Projekt realisieren. Sowohl dem Filmbetrieb, als auch dem Investor HGK sei der Abriss zugesagt worden. Das sei den Grünen ebenso bekannt, wie die Tatsache, dass auf die Stadt erhebliche Regressforderungen der Investoren zukommen würden, falls die Halle stehen bleibe.

Falls die Fraktionen mitspielen, so Goßmanns Idee, könnte aus dem Erlös des Grundstücksverkaufs der Anbau einer Halle an das KuK-Gebäude und als Ersatz für die Adrian-Halle finanziert werden. Die Parlamentarier seien jedenfalls immer über den aktuellen Stand der Dinge informiert.

„Kulturpark braucht die Adrianhalle“
Wiesbadener Tagblatt vom 15.11.2002

hz. – „Wir sind froh, dass die Idee Kulturpark Platz gefunden hat“, reagiert
Sebastian Schäfer, der Vorsitzende des Vereins „Kreativfabrik“ einerseits
mit Erleichterung auf die im Tagblatt am Dienstag vorgestellte Rahmenplanung
für das Schlachthofgelände, andererseits aber auch mit Besorgnis: „Denn es
ist ebenso enttäuschend, dass weder Skatehalle noch Adrianhalle als
Kernbereiche berücksichtigt wurden.“
Nachdem erwiesen sei, dass die Adrianhalle der Trasse der künftigen
Salzbachstraße nicht im Wege stehe, sieht der Verein keinen einleuchtenden
Grund mehr für einen Abriss. Auch dass der Investor des HGK-Hauses mit der
„Kreativfabrik“ in direkter Nachbarschaft ein Problem haben werde, glaubt
Schäfer nicht: „Wir haben HGK ein Treffen angeboten, um eventuelle Bedenken
auszuräumen und eine einvernehmliche Lösung zu erarbeiten.“

Der Kulturpark könne nur durch einen Skatepark und die vorgesehene Nutzung
der Adrianhalle als Proben-, Atelier- und Ausstellungsort mit Leben erfüllt
werden, hält Vorstandsmitglied Daniel Dotzel das ehemalige Speditionsgebäude
für ein ganz wesentliches Element der Gesamtidee: „Sonst wird die einmalige
Chance, die kulturelle Landschaft und das ehrenamtliche Engagement zu
stärken, leichtfertig aufs Spiel gesetzt.“ Der Grünen-Stadtverordnete
Claus-Peter Große fordert denn auch ein klares Signal des Wiesbadener
Magistrats an die Jugendlichen: „Die bauliche Sicherung der Adrianhalle
sollte noch vor dem Winter erfolgen.“

Flusslandschaft mit Bahngleisen
Auf dem Schlachthof geht's nur noch um die Adrianhalle und die Details
Wiesbadener Tagblatt vom 12.11.2002

Stadtrat Prof. Joachim Pös stellte die Rahmenplanung für den Bereich zwischen Bahngleisen und Mainzer Straße der Öffentlichkeit vor. Die bislang mitunter hitzig geführte Debatte um die Nutzung des Schlachthofgeländes hat sich dabei auf eine Frage reduziert: Bleibt die Adrianhalle erhalten oder nicht?

Von unserem Redaktionsmitglied Heinz-Jürgen Hauzel

Friedlich war's. Und auch wenn die Skepsis bei manchem Jugendlichen gegenüber den bisweilen besänftigend klingenden Politiker-Sätzen erkennbar blieb: Das Vertrauen scheint gewachsen, dass der Entwicklungsdezernent nicht nur davon redet, die Kulturpark-Interessengemeinschaft an der Ausgestaltung aktiv teilhaben zu lassen.

„Alle Wünsche sind nicht erfüllbar“, sagte Pös mit Blick auf die keineswegs allein von den Jugendlichen angemeldeten Begehrlichkeiten zu Beginn der von Südost-Ortsvorsteher Andreas Knüttel moderierten Veranstaltung in der Louise-Schroeder-Schule: „Aber es gibt Vieles, was sich befriedigen lässt.“ Die Pös-Vorstellungen, wie sie in die Entwürfe des Darmstädter Architektur-Büros „Stadt Bau Plan“ eingeflossen sind, und die der Interessengemeinschaft andererseits sind in der Tat in weiten Teilen unter einen Hut zu bringen. „Das haben wir mit großer Erleichterung festgestellt“, gestand denn auch IG-Sprecher Gerhard Schulz: „Was wir hier wollen, passt in jede der drei Varianten rein.“

Einzig verbliebene Differenz ist die Adrianhalle, die in den städtischen Plänen zumindest nicht verzeichnet ist, in die aber die jungen Kulturpark-Anhänger ihre „Kreativfabrik“ mit Platz für Vereine und Initiativen, Atelier- und Proberäumen, einer 300 qm großen Ausstellungsfläche und einem 400 Zuschauer fassenden Veranstaltungsraum unterbringen wollen. Die IG hat mittlerweile nachgewiesen, dass die Salzbachstraße (in Verlängerung zur Gartenfeldstraße) gebaut werden kann: „Sie macht einen Abriss der Adrianhalle nicht notwendig.“ Auch Dr. Dieter Bohr, der kommissarische Leiter des Stadtplanungsamtes, hält schon vor Abschluss der laufenden Prüfungen durch das Tiefbauamt eine solche Trassenführung für möglich.

Alleiniger Streitpunkt jetzt: Reicht die Bausubstanz der Halle, sie in einem wirtschaftlich vernünftigen Rahmen soweit wieder herzustellen, dass die Stadt sie den Jugendlichen risikofrei zur Verfügung stellen kann? Das Hochbauamt prüft die Statik, das Dezernat Goßmann muss auch zur Wirtschaftlichkeit Stellung nehmen. Aufrichtig sollte es dabei zugehen. Bohr sprach von „erheblichen Investitionskosten“, die im Raume stünden.

Pläne machen Appetit

Ungeachtet von den Details – die Entwürfe der Darmstädter Stadtplaner machen schon Appetit: Das Gesamtgelände denken sie sich als Flusslandschaft, wenngleich der Salzbach nur als Namensgeber dient und acht Meter unter der Erde kanalisiert bleibt. Die phantasievollen Wiesbadener müssen sich die Bahngleise als Wasser vorstellen. An ihnen entlang läuft eine optisch mit Bastionen strukturierte ProHintergrundmenade im begrünten Uferbereich. In Verlängerung zum Melonenberg kommt eine Fußgängerbrücke über den Strom und verbindet die Stadtteile. Biergärten, Liegewiesen, Grillplätze, eine Anlage für die Skater und die Streetballer, der Wasserturm, den die Kulturpark-IG künftig „Theaterturm“ nennen will, und das Kuk im eigentlichen Schlachthof, das einen Anbau erhalten soll, schaffen in Nachbarschaft zum Multiplex-Kino sowie dem Büro- und Gewerbepark auf dem Gelände des Busdepots ein neues großes Freizeit-Areal.

Park oder Parkplätze?

Der Unterschied zwischen den drei vorgestellten Varianten beschränkt sich auf den Bereich direkt im Anschluss an den Hauptbahnhof. Entstehen hier Parkplätze entweder gestapelt (also in Form eines Parkhauses) oder auf einer Freifläche, auf der im Dezember auch der Andreasmarkt stattfinden könnte – oder wird alles einfach die Verlängerung von Herbert- und Reisinger-Anlagen bis hinein in den Kulturpark? Dr. Bohr machte auf den dringenden Wunsch der Rhein-Main-Hallen aufmerksam, die Stellplätze für Fahrzeuge suchen. Doch selbst Prof. Pös scheint die „grüne“ Variante drei zu bevorzugen: „Es ist der einzige durchgehende Grünzug der Stadt. Mit dem muss man hochsensibel umgehen.“

Egal wie – es dauert. Manch einer wird Geduld benötigen, den anderen mags beruhigen: Die Zeitschiene hat olympische Dimensionen. Bis 2007 könnte allenfalls ein Grüngerüst entstehen mit der Pflanzung hochwachsender Bäume, vorn eventuell die Parkplätze (wenn man sie denn überhaupt will), die Salzbachstraße und der Kulturpark. Doch selbst der Fleischereinkauf, in dem derzeit noch die Skater vom Verein „Rollbunker“ daheim sind, steht erst 2006 auf der Abrissliste. Später noch zieht der ESWE-Betriebshofs an den Unteren Zwerchweg und nimmt dann auch die Regionalbusse mit. Bis 2012 entsteht der Büropark Salzbachaue, verschwindet die BP-Tankstelle am Stresemann-Ring, wird die Fußgängerbrücke gebaut. Und bis dahin fahren noch viele Züge den Fluss hinunter.

Tauziehen um die Adrianhalle
Das Gebäude auf dem Schlachthof wird vorerst nicht abgerissen

Wiesbadener Kurier vom 31.10.2002
Das Tauziehen um den Erhalt der Adrianhalle auf dem Schlachthofgelände (benannt nach der früheren Spedition) zwischen der rot-grünen Opposition und der schwarz-gelben Mehrheit im Ausschuss für Planung und Verkehr endete mit einer Vertagung einer endgültigen Entscheidung. Ein Erhalts-Beschluss, wie ihn die SPD wollte, und der Vorschlag der Grünen, das Gebäude winterfest zu machen, damit es nicht weiter zerfällt, scheiterten.
Mitarbeiter des Hochbaudezernenten Holger Goßmann (SPD) signalisierten aber, dass man mit dem Vollzug des bereits beschlossenen Abrisses warten wolle, bis der Rahmenplan für das gesamte Projekt Kulturpark vorliegt. Danach wird die Adrianhalle wieder auf die Tagesordnung gesetzt. Mit diesem Weg konnte sich am Ende auch die SPD-Sprecherin Ruth Akasoy anfreunden. Stadtentwicklungsdezernent Joachim Pös kann sich die Einbeziehung der Adrianhalle in den geplanten Kulturpark durchaus vorstellen, denn: „Vieles ist kombinierbar.“

Claus-Peter Große (Grüne) monierte den schlechten Zustand des Gebäudes, das weder Fenster noch eine Heizung besitzt und befürchtete einen weiteren Zerfall im Verlauf des bevorstehenden Winters. Große lobte die „Dynamik“ der Schlachthofaktivitäten und forderte mehr Unterstützung der Initiative, die im Ausschuss durch mehrere Mitglieder vertreten war.

Dass die Adrianhalle sich in einem „desolaten“ Zustand befindet, bestätigte Bauaufsichtsleiter Rainer Eltgen. Doch lohne eine Sicherung sich nur dann, wenn der Erhalt der Halle endgültig beschlossene Sache sei, meinten die CDU-Stadtverordneten Hans-Martin Kessler und Andreas Guntrum. Man dürfe keine falschen Erwartungen wecken.mag

„Erst ins Kino, dann ins Kulturzentrum“
Jusos und junge Grüne diskutierten bei einem Frühstück mit interessierten Jugendlichen über den Kulturpark

Wiesbadener Kurier vom 17.10.2002
Von JuLe-Mitarbeiter
Dirk Wanning

Image über alles: Im Rahmen der Kampagne für den Kulturpark spendierten die Jusos Wiesbadener Jugendlichen ein Frühstück im Café. Die Stadtverordneten Daniel Krämer (Jusos) und Olaf Bayer (Grüne) blickten dabei über ihre Kaffeetassen allerdings hauptsächlich in bekannte Gesichter; etwa die Hälfte der 25 Anwesenden stammte aus den Jugendorganisationen der beiden Parteien.

Da die Grundideen der Interessengemeinschaft (IG) Schlachthof bekannt waren, ging es schnell in die Details. Die Test-Wochen seien trotz „schwierigster Bedingungen“ ein voller Erfolg gewesen, berichtete Krämer. Er betonte, es ginge beim weiteren Vorgehen nicht darum, wirtschaftliche, kulturelle und ökologische Interessen gegeneinander auszuspielen, sondern darum, sie unter einen Hut zu bringen. Die Kulturparkinitiative sei „keine Forderung, sondern ein Angebot“, ergänzte Beyer. Schließlich ginge es nicht nur um Skaten und Graffiti, sondern beispielsweise auch um eine Kleinkunstbühne im denkmalgeschützten Wasserturm, der auf dem Geländeplan bereits Theaterturm heißt. Millionenkosten für den Erhalt des Turmes entstünden in jedem Fall. „Erst ins Kino, dann ins KuK“, beschrieb Krämer die Attraktivität der geplanten Infrastruktur. Oder auch: Erst ins Theater, dann in den Biergarten. Große Hoffnung setzt die Interessengemeinschaft mittlerweile auf die Integration eines Festplatzes, auf dem etwa der Andreasmarkt auch dann noch stattfinden könnte, wenn auf dem bisher dafür genutzten Elsässer Platz Anwohnerparkgaragen entstanden sind.

Eine weitere Anregung hatte Besucher David Rossmeissl: Vormittags werde auf dem Gelände nach dem Stand der jetzigen Planung nicht viel los sein. Es gebe doch sicher Bedarf für einen Kindergarten, meinte Rossmeissl. Damit würde sich die Zielgruppe des Kulturparks noch erweitern. Ein Spielplatz ist ohnehin geplant.

Trotz konstruktiver Ideen steht den Jungpolitikern noch eine Zitterpartie bevor: Die Abriss-Ausschreibung für die ehemalige Spedition Adrian ist im vollen Gange. In diesem Gebäude plant aber die IG eine so genannte Kreativ-Fabrik mit Büros für junge Agenturen, Ateliers und ähnliches, voller Hoffnung, die „konservativen Parteien“ im Januar noch davon überzeugen zu können, dass nun doch nicht abgerissen werden dürfe. Die anderen Parteien könnten dem Kulturpark noch weitere Steine in den Weg legen, etwa in Form der von der CDU vorgelegten und mittlerweile im Entwurf verabschiedeten Gefahrenabwehrverordnung. Sollte die Satzung am 7. November in der Stadtverordnetenversammlung unverändert beschlossen werden, könnten beispielsweise Jugendliche, die im Kulturpark „lagern“ oder Alkohol konsumieren, in Konflikt mit den lokalen Hilfspolizisten geraten.

„Erster preiswerter Einstieg“
Der Verein Rollbunker will Skatehalle im Schlachthof langfristig nutzen
Wiesbadener Tagblatt vom16.09.02

ba. – Mit seinen über 200 Veranstaltungen und etwa 100000 Besuchern im Jahr gehört das Kulturzentrum Schlachthof eigentlich zu Wiesbadens wichtigsten Freizeiteinrichtungen. Vor allem für die Jugendlichen, die sonst wenig Alternativen zum Ausgehen haben, ist das Gelände an der Mainzer Straße eine wichtige Anlaufstelle.


Aber auch unter den Älteren hat sich der Schlachthof mit regelmäßigen Veranstaltungen wie der „Beat-Box“ und der „Midlife-Crisis“ einen Namen geschaffen. Dabei mögen die meisten besonders die unverkrampfte Atmosphäre. Auch sind die Preise, im Vergleich zu vielen anderen Lokalen und Diskotheken, äußerst günstig.

Für die Stadt ist das Gelände aber auch Teil eines Bebauungsplans, bei dem, im Falle seiner Annahme, der Kulturpark Bürogebäuden und einem Multiplexkino zum Opfer fallen würde. Dagegen wehren sich seit Jahren Betreiber und Anhänger des Kulturzentrums. Mit Gründung der Interessengemeinschaft Schlachthof wollen sie nicht nur das Zentrum erhalten, sondern haben der Stadt einen Vorschlag zu einem 60000 Quadratmeter großen Freizeit- und Kulturpark mit zahlreichen Sport- und Spielplätzen gemacht. – Eine erste Annäherung zwischen beiden Seiten gab es jetzt anlässlich der „Test it-Wochen“ des Kulturparkes. Denn für diese Demonstrationsveranstaltung hat die Stadt den Veranstaltern der IG Schlachthof und dem Skateverein „Rollbunker“ die Lagerhalle des Fleischereinkaufs für ihren Skateboard Contest zur Verfügung gestellt. Dabei kann die Halle zwar vorerst nur für sieben Monate genutzt werden und ist zum Skaten auch eigentlich zu klein. Wie aber Hildegunde Rech vom Amt für Soziale Arbeit betonte, „ist das ein erster preiswerter Einstieg, bei dem die Jugendlichen ihr Interesse für einen Kulturpark beweisen können.“ Auch Sozialdezernent Wolfgang Hessenauer macht den Jugendlichen Mut: „Bei entsprechendem Zuspruch wird sich die Stadt wohl kaum mehr gegen eine langfristige Lösung wehren können.“ Für die Vertreter der IG Schlachthof und des Skatevereins bleibt indes nur eine langfristige Lösung akzeptabel, die in Richtung eines Kulturparks geht, wie Daniel Dotzel betonte: „Man sowohl zum Skaten kommen als auch zum Abhängen und Feiern.“

Es ist geplant, wie Kai Schmidlein vom „Rollbunker“ erklärte, die Halle sechs bis sieben Tage die Woche geöffnet zu halten und attraktive Veranstaltungen zu organisieren, „die zeigen sollen, welche Möglichkeiten Skateboardfahren bietet.“ Dazu wurden in der Halle so genannte „courbs, banks, rails, funboxes und kicker“ nachgebaut, die Treppen und Geländer in der Stadt ersetzen sollen. Denn ein weiteres Ziel soll laut Sebastian Schäfer sein, „die Skater aus dem Straßenverkehr in eine solche Halle zu locken.“

Der erste Contest war jedenfalls schon mal ein großer Erfolg, denn viele Kinder und Jugendlichen hatten sich zu den Wettbewerben angemeldet, und auch das Interesse von Zuschauern und Sponsoren war groß. Wie Thomas Schulipköter hervorhob, gab's sogar schon von Red-Bull eine Anfrage, einen ihrer Contests hier austragen zu dürfen.

Die Entscheidung über die Zukunft des Schlachthofes liegt, wie Hessenauer sagte, beim Stadtparlament, „das sich allerdings nicht nur aus Jugendkultur-Freunden zusammensetzt.“ Die IG Schlachthof wird ihrerseits weiter für ihre Vorstellungen von einem Kulturpark kämpfen.
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Eine Stadt für alte Beamte?
CDU-Ortsvorsteher boykottiert Podiumsdiskussion im Schlachthof
Wiesbadener Tagblatt vom 13.09.2002

mjw. – Sprecher der Parteien, Vertreter der Kulturpark-Initiative und ungefähr 150 Interessierte lieferten sich eine teilweise hitzige Diskussion um die Gestaltung des Schlachthof-Geländes. Nur der CDU-Ortsvorsteher wollte sich nicht aufs Podium setzen.


Die Jugendlichen sind ihrem Ziel wieder einen Schritt näher gekommen. Der seit Jahren hart umkämpfte Kulturpark, eine Fläche für Jugendkultur, Kunst und Erholung wird voraussichtlich Thema in der November-Sitzung des Stadtparlaments sein. Dies versprach jedenfalls Stefan Burghard, Fraktionschef der Grünen.

Die erste Frage war allerdings, wie sich die Diskussionsteilnehmer das Gelände in knapp fünf Jahren vorstellen würden. Bis auf Südost-Ortsvorsteher Andreas Knüttel orientierten sich dabei alle geladenen Redner an den Entwürfen der Initiative. Der CDU-Politiker weigerte sich, sich mit dem Stadtverordneten der Linken Liste, Hartmut Bohrer, auf das selbe Podium zu setzen. Damit entzog sich die CDU der Auseinandersetzung um dieses für die Jugendlichen so bedeutsame Thema.

Wie wichtig das Vorhaben den Anwesenden für die Entwicklung der Jugendkultur in der Stadt ist, wurde deutlich, als die Stimmung bei der Diskussion um die Bezahlbarkeit des Parks und die Erhaltung der Adrianhalle hochkochte. SPD-Fraktionschef Rolf Praml meinte zunächst, die Pläne würden von ihm zwar befürwortet, seien aber bei der „derzeitigen Kassenlage kaum finanzierbar“. Hier erinnerten die Jugendlichen, dass ein Großteil der Kosten durch ihre ehrenamtliche Tätigkeit eingespart wird.

Eine Neu-Wiesbadenerin im Publikum formulierte ihre Eindrücke so: „Für mich ist das eine Stadt für über 40-jährige Beamte.“ Ob dieses Bild auch in Zukunft gültig bleibe, hängt für sie an der Entscheidung zum Kulturpark. Daran knüpfte Elke Gruhn an. Die Vorsitzende des Nassauischen Kunstvereins sagte, Wiesbaden müsse eigentlich „dankbar sein für derart aktive Jugendliche“ und sie daher endlich belohnen.
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„Kulturpark – So kann's gehen!“
Wiesbadner Kurier vom 10.09.2002

Bei lauem Wind und Sonnenschein drängten sich am Samstag über 500 Jugendliche, trommelnd und pfeifend, durch die Fußgängerzone. „Jugendkultur ist wirklich wichtig“, skandierten die Demonstranten auf ihrem Weg vom Mauritiusplatz zum Schlachthof und versuchten mit Parolen wie dieser, dem Wunsch nach einem Kulturpark Ausdruck zu verleihen. Die Idee einer Neugestaltung des Areals um den Schlachthof, im Sinne der Jugend, nimmt Gestalt an und wird noch bis einschließlich Sonntag im Rahmen der Aktion „Test it“ vorgestellt. Ein Beachvolleyballfeld und einige Graffitiaktionen laden zum Mitmachen und Verweilen ein.
Kurzfristig wurde die ehemalige Fleischereieinkaufshalle von der Stadt für sieben Monate gemietet und fungiert nun als Skate-Treff. „Darüber haben wir uns tierisch gefreut“, sagt Torben Korb (24) vom Rollbunker Verein, der sich mit seinen sieben Mitgliedern um den Betrieb der Halle kümmert. Auch ohne große Werbung nutzen täglich etwa 70 junge Skateboarder die provisorischen Anlagen: Springen über Rampen, flippen ihr Board in die Luft und schraddern über eine Reling. In drei Wochen soll mit dem Bau professioneller Geräte begonnen werden. Aber für die Zukunft wünschen sich die Skater einen Umzug in die größere Adrianhalle, die momentan noch auf dem städtischen Abrissplan steht.seb

Wie es weitergeht mit dem von der Interessengemeinschaft Schlachthof“, erarbeiteten Entwurf für einen Kulturpark wird nicht zuletzt eine Podiumsdiskussion, am Mittwoch, 11. September, um 19.30 Uhr im Schlachthof entscheiden. Unter dem Motto „Kulturpark– So kanns gehen!“ diskutieren Vertreter der verschiedenen Rathaus-Fraktionen, unter Leitung von Kurier-Redakteurin Anke Hollingshaus die Idee des Kulturparks. Teilnehmen werden Sozialdezernent Wolfgang Hessenauer, Rolf Praml, Fraktionschef der SPD, Kai-Christofer Burghard von der FDP, Stefan Burghardt von den Grünen und Hartmut Bohrer von der Linken Liste. Die CDU konnte nach eigenen Angaben aus Termingründen kein Fraktionsmitglied entsenden, dafür nimmt aber der Ortsvorsteher des Bezirks Südost, Andreas Knüttel, teil.
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Ein Areal für alle und für den ganzen Tag
Kulturpark-Konzept liegt schon konkret vor
Wiesbadener Tagblatt vom 04.09.2002

mjw. – Die Diskussion um die Ausgestaltung des Geländes um das Kulturzentrum Schlachthof geht weiter.
Um die Chancen der Verwirklichung zu erhöhen zeigt sich die Kulturpark-Initiative kompromissbereit, ohne von ihren Zielen abzulassen.

Schon durchgesetzt ist die Eröffnung einer Skatehalle im „Fleischereinkauf“, welche bis März nächsten Jahres von der Stadt angemietet wird. Um den Aufbau, die Pflege und die Wartung kümmern sich die Jugendlichen des Vereins Rollbunker ehrenamtlich selbst. Obwohl die 408 Quadratmeter laut Sprecher der IG-Schlachthof auf Dauer für einen Skatepark, der auch Biker und Inliner anspricht, zu klein seien, sei man froh, dadurch Zeit gewonnen zu haben. Langfristig plädiert die Initiative für die Erhaltung des Gebäudes der ehemaligen Spedition Adrian, um daran anliegend eine „Skatearea“ aufzubauen.

In dem Speditionsgebäude soll eine so genannte Kreativfabrik eingerichtet werden, ein Treffpunkt für Vereine, Organisationen oder Firmen, die preisgünstige Räume benötigen.

Da der Bau des Multiplex-Kinos und des Bürogebäudes an der Stelle des alten ELW-Gebäudes schon beschlossen ist, integrierten die Jugendlichen kurzerhand die Bauten in ihre Pläne.

Von der Idee her soll das ganze Gelände ein Erholungsgebiet für Jung und Alt werden, wo man getrost den ganzen Tag verbringen könne, so Gerhard Schulz vom Kulturzentrum. „Welch anderer Park hat schon Sportmöglichkeiten, Liegewiese, Gastronomie und öffentliche Toiletten in einem zu bieten“, sagte er im Gespräch.

Die genauen Pläne und Konzepte finden sich im Internet unter www.kulturpark-wiesbaden.de

Kulturpark soll zehn Tage getestet werden
Skatehalle und Festival am Samstag
Wiesbadener Kurier vom 04.09.02

Wiesbaden. (seb) Die IG Kulturparkinitiative und der Schlachthof wollen mit Hilfe des Amts für Jugend und Soziales vom 6. bis 15. September ihre Version eines Kulturparks für junge Leute vorstellen. „Test it“ heißt es zehn Tage lang, und das können Jugendliche ruhig wörtlich nehmen. So kann die 400 Quadratmeter große ehemalige Fleischereinkaufshalle als Skate-Park genutzt werden – nicht nur die zehn Tage, sondern als Provisorium für sieben Monate. Danach wünscht die Initiative einen Umzug in das größere Gebäude hinter dem Schlachthof, um auch Inlinern und BMX-Fahrern Raum zu geben.
Ob es dazu kommt hängt auch von den Ergebnissen der Testwoche ab. Sie soll der Initiative die Möglichkeit geben, mit den Jugendlichen über den Kulturparkvorschlag ins Gespräch zu kommen, außerdem kann die Stadt feststellen, ob ein Bedarf vorhanden ist.

Noch wird fleißig gehämmert in der Halle, damit zur Eröffnung der Testwoche Halfpipe und Rampe stehen. Ihrer Forderung nach einer jugendorientierten Umgestaltung des Schlachthofareals will die Initiative am Samstag mit einer Demonstration vom Mauritiusplatz zum Schlachthof Nachdruck verleihen. Mehrere Tagungen, ein Infopavillon und eine Ausstellung werden sich in den zehn Tagen mit dem Thema befassen. Auch der Spaß soll nicht zu kurz kommen. Neben einem großen Open-Air Konzert am Samstag mit verschiedenen Bands – darunter No Fx – gibt es Theateraufführungen, Flohmarkt, Beachvolleyball, eine Grillparty mit Lagerfeuer und ein Kinderfest.
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Das Modell für den Kulturpark steht schon
Wiesbadener Kurier vom 21.06.2002

IG-Schlachthof präsentiert Vorschläge/„Wir geben die Halle nicht auf“/Gespräch mit Pös-Dezernat geführt

Mit einem Modell ihrer Vorschläge für die Gestaltung des Schlachthof-Areals geht die IG-Schlachthof jetzt an die Öffentlichkeit. Am Montag befasst sich das Stadtparlament mit der Zukunft des Schlachthofs. Wie berichtet will die Interessengemeinschaft dort einen Kulturpark einrichten.
Von Kurier-Redakteurin

Anke Hollingshaus

Die geforderte Skatehalle im alten ELW-Gebäude ist das einzige Sperrholzklötzchen, das nicht festgeklebt ist auf dem Modell der IG, der elf Wiesbadener Jugendorganisationen angehören. Die Halle, das wissen die IG-Leute, wird am schwersten durchzusetzen sein, auch wenn die SPD auf ihrem Parteitag eine Kehrtwende vollzogen hat und sich jetzt doch für eine Skate-Halle einsetzt, die aus dem Verkauf des Grundstücks an der Mainzer Straße an die Firma HGk mitfinanziert werden soll.

Sollte es keinen Neubau geben, kann sich die IG als nächstbeste Lösung einen Skate-Park direkt am KuK-Gebäude vorstellen. „Kein festes Haus, sondern eine Überdachung im Anbau ans KuK“, beschreibt Olaf Beyer, IG-Mitglied und Grünen-Stadtverordneter die Alternative, die für die Skater aber zweite Wahl bleibt. „Wir geben die Halle nicht auf.“ Zwischen dem Gebäude, das bis vor wenigen Monaten von der Spedition Adrian genutzt wurde und KuK plant die IG Sportanlagen: einen Bolzplatz, Basketball- und Badminton-Felder.

Und die Adrian-Halle selbst, in recht gutem Zustand, soll zu einem Haus der Begegnungen werden, in dem sich beispielsweise die Jugendorganisationen der Parteien, Vereine, aber auch junge Firmen für eine relativ preiswerte Miete niederlassen könnten. Im denkmalgeschützten Wasserturm wünscht sich die Initiative wie berichtet unter anderem ein ein Kulturcafé. Der Park in Richtung Reisinger-Anlage soll nicht nur mit Rasen ausgestattet, sondern topografisch interessant gestaltet werden. Ein kleiner See schwebt der Interessengemeinschaft zum Beispiel vor, Platz für Bäume und Sträucher. 400 Parkplätze würden im vorderen Bereich zum Bahnhof hin nach den IG-Planungen entstehen, 100 im hinteren Teil des Geländes.

Vergangene Woche hatten sich Vertreter der IG mit einem Mitarbeiter von Stadtplanungsdezernent Joachim Pös getroffen. Ihr Modell, das handlich und deshalb leicht zu transportieren ist, wollen sie künftig „allen zeigen, die sich dafür interessieren.“

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Klare Aussagen für den Kulturpark
Politiker und IG-Schlachthof diskutierten mit 150 Zuhörern/Adrian-Halle soll vorerst bleiben
Wiesbadener Kurier vom 13.09.2002

Am Mittwoch Abend fand im Schlachthof eine Podiumsdiskussion zum Thema Kulturpark statt. In einer streckenweise emotionsgeladenen Debatte, die von Kurier-Redakteurin Anke Hollingshaus moderiert wurde, stellten sich Politiker der Frage nach der Zukunft der Kulturpark-Idee.

Von Kurier-Mitarbeiter
Sebastian Herold

Nach zwei Stunden gingen die Teilnehmer der Veranstaltung mit der klaren Zusage aller Politiker nach Hause, dass sie sich für den Kulturpark stark machen werden und der umstrittene Abriss der AdrianHalle aufgeschoben wird, bis endgültig klar ist, wie es mit dem Schlachthofgelände weiter geht. Enttäuscht zeigte sich Gerhard Schulz vom KuK, dass gerade diese Zusage von der Mehrheitspartei CDU, an diesem Abend nicht zu bekommen war, weil sie fehlte (siehe unten stehenden Artikel).

Am Tisch saßen Sozialdezernent Wolfgang Hessenauer (SPD), Rolf Praml, Chef der SPD-Fraktion, Stefan Burghardt, Grünen-Fraktionschef, flankiert von Boris Scheel von der IG und Gerhard Schulz vom Schlachthof. FDP-Fraktionsvorsitzender Kai-Christofer Burghard hatte abgesagt, weil er am Gottesdienst zum 11. September teilnahm. Vertreten wurde er durch Rüdiger Schaffors der sich gleich zu Anfang der Diskussion beeindruckt zeigte von dem, was hier auf die Beine gestellt wurde. CDU-Ortsvorsteher Andreas Knüttel musste von der Rednerliste gestrichen werden, weil die Wiesbadener CDU sich weigert, öffentlich mit einem Mitglied der Linken Liste aufzutreten.

Nachdem Dietmar Krah, der die zur Zeit laufende „Test-it“-Woche am Schlachthof mit gestaltet hat, den Plan für den Kulturpark erläuterte, kam schnell eine Diskussion in Gang. Eröffnet wurde sie mit der Frage, wie sich die Beteiligten das Gelände in fünf Jahren vorstellten. Schnell wurde klar, dass die Anwesenden die Idee des Kulturparks grundsätzlich befürworten. Die Kritik von Bohrer, dass die SPD sich im Stadtparlament gegen den Kulturpark ausgesprochen hatte, wies Rolf Praml zurück. Die damalige Ablehnung stand im Zusammenhang mit dem Kinokomplex, den die SPD lieber an anderer Stelle gesehen hätte und hatte nichts mit dem Kulturpark zu tun, so Praml.

Mit Hinweis auf die knappen Mittel der Stadt bat er um Kompromissbereitschaft und stellte die Idee, die ehemalige Adrian-Halle vor dem Abriss zu bewahren und als Kreativ-Fabrik zu nutzen, erst einmal in Frage. Mit dem Vorschlag aus dem Publikum, nur den baufälligen Teil des Gebäudes abzureißen, konnte sich Praml aber anfreunden.

Im Verlauf des Abends, kam es zu emotionalen Wortmeldungen. Eine junge Mutter erzählte von der Reaktion ihrer Freunde, als sie von Köln nach Wiesbaden zog: „Was willst du denn da? Das ist doch nur etwas für 40-jährige Beamte“, musste sie sich sagen lassen. Und versteht nicht, warum bei der Pflasterung der Fußgängerzone keine Kosten gescheut werden, die Jugendlichen mit Hinweis auf das fehlende Geld aber vertröstet werden.

Ian Tweedy meldete sich zu Wort und erzählte, dass er in den USA vom Schlachthof gehört hatte und sich für ihn hier ein Traum erfüllt. Auf Englisch riet er den Politikern: Sie sollten sich eine Chance wie den Kulturpark nicht entgehen lassen. Elke Gruhn, Vorsitzende des Nassauischen Kunstvereins, stieß in die gleiche Richtung und beglückwünschte die Stadt zu derart engagierten Jugendlichen. Beeindruckt zeigte sie sich auch von der gerade als Ausstellungsraum genutzten Adrian-Halle und sagte, dass der Stadt eine solche Kunsthalle fehle.

Den etwa 150 meist jugendlichen Zuschauern war anzumerken, wie gefrustet sie von den langen Entscheidungswegen der Politik sind. Aber Wolfgang Hessenauer versuchte Mut zu machen und sagte, dass es den Initiativen bereits gelungen sei, die Stadtplaner davon zu überzeugen, dass Jugendkultur und Gewerbe durchaus zusammen gehen können. Hartmut Bohrer appellierte an das Durchhaltevermögen der Jugendlichen und meinte, dass die Dringlichkeit dieses Themas langsam bis ins Rathaus vordringe. Nicht zuletzt, weil in Diskussionen zwischen Schülern und Stadtpolitikern immer wieder die Frage nach dem Kulturpark komme.

Auch Marc Ewert, der den in der Nachbarschaft geplanten Kinokomplex betreiben will, war dem Kulturpark wohlgesonnen und konnte sich vorstellen, auch mal ein Kinoplakat von Graffitikünstlern gestalten zu lassen.
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Bald Lösung für den Schlachthof?
Wiesbadener Kurier vom 25.04.2002

Mit der Rahmenplanung für die Mainzer Straße setzte sich der Ausschuss für Planung, Bau und Verkehr in seiner jüngsten Sitzung auseinander. CDU und FDP hätten gerne eine modifizierte Rahmenplanung, die auch die möglichst schnelle Realisierung eines Multiplex-Kinos auf dem alten Schlachthofgelände berücksichtigt. Zudem sollte eine Bestandssicherung des von der Kulturinitiative KuK genutzten Gebäudes, des Wasserturms sowie der ehemaligen Verladerampe als Mahnmal der Judendeportation festgelegt werden. Bei dieser Gelegenheit sollte auch geprüft werden, ob bei der Umwandlung des Areals zwischen den Bahngleisen und der Gartenfeldstraße ein Freizeitgelände für Familien, der viel diskutierte Kulturpark, Parkflächen und ein möglicher Festplatz für Andreasmarkt und Frühlingsfest möglich seien. „Das Grünflächenareal soll von Fachleuten überplant werden und dann soll abgewogen
Rahmenplanung soll nach Sommerpause vorliegen

werden, was sich dort realisieren lässt und was nicht“, erläutert der stellvertretende Ausschussvorsitzende Hans Martin Kessler (CDU), „da muss jetzt möglichst bald was geschehen“. Dabei sei auch die eventuelle Verlagerung des ESWE-Busbahnhofs zu berücksichtigen. Planungsdezernent Joachim Pös, der den Ausschuss später über den Planungsstand zum Nahverkehrskonzept der Stadt unterrichtete, begrüßte den Vorschlag und versprach, dass die Planung bis Herbst fertig sein soll.

Für die planungspolitische Sprecherin der SPD, Ruth Akasoy, ist dieser Mehrheitsbeschluss „Etikettenschwindel“. Mit CDU- und FDP-Mehrheit sei ein bunter Katalog von Nutzungsmöglichkeiten verabschiedet worden, mit dem Zweck, die Zwistigkeiten in den eigenen Reihen zu kaschieren. Sie plädierte noch einmal für die schnelle Umsetzung der vorliegenden Planung, die eine vorübergehende Parkplatznutzung zur Finanzierung einer öffentlichen Grünfläche vorsieht.bra
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Grüne für ein Multiplex am Schlachthof
Wiesbadener Tagblatt vom 06.04.2002

hed. – „Das Multiplex-Kino muss Teil des Kulturparks auf dem Schlachthofgelände werden“, erklärt Hubert Müller, kulturpolitischer Sprecher der Grünen Rathausfraktion. Seine Partei setze dabei auf den örtlichen Kinobetreiber Marc Ewert. Müller: „Wir nehmen ihn aber beim Wort und erwarten, dass die Kinolandschaft in der Innenstadt dann auch weitestgehend erhalten bleibt.“
Eine weitere Forderung: trotz eines möglichen Multiplex-Kinos müssten die „Wiesbadener Filmnächte“ als kostenlose Veranstaltung für alle Kino-Fans erhalten bleiben.

Als positives Signal wertete es Hubert Müller, dass Stadtentwicklungsdezernent Prof. Joachim Pös für die Verwirklichung des Multiplex-Kinos und des Kulturparks auf dem Schlachthofgelände eintrete.

Der Stadtverordnete zeigte sich allerdings skeptisch: „Wir haben bedenken, ob die Zusagen von Dezernent Pös dem wirtschaftlichen Verwertungsdruck, den CDU und FDP für das Schlachthofgelände betonen, standhalten wird. Am Ende werden wir sehen, wer außer den Grünen die entsprechende Magistratsvorlage mittragen wird.“

Es dürfe jedenfalls keine taktischen Spielchen mit der Wiesbadener Jugend geben. Die Grünen fordern vielmehr eine klare Perspektive für das Kultur- und Freizeitangebot auf dem Gelände. So wie es die engagierten jugendlichen vorgestellt hätten, solle die Sache auch unter Dach und Fach gebracht werden. Die Jugendliche sollten sehen, dass sich politisches Engagement lohne und Erfolg haben könne.

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  Hip-Hopper gingen auf die Straße
Wiesbadener Jugendliche demonstrierten für einen Kulturpark auf dem Schlachthofgelände
Wiesbadener Tagblatt vom 22.03.2002

Etwa 350 Jugendliche haben gestern für einen Kulturpark auf dem Schlachthofareal demonstriert. Höhepunkt ihres lautstarken aber friedlichen Protestmarsches war eine Kundgebung vor dem Rathaus.

Von Kurier-Mitarbeiter
Dirk Rüsing

Daniel Tensek und Kai Landers sind sich ganz sicher: „Gemeinsam kriegen wir das schon hin.“ Die beiden 17-jährigen Schüler sitzen auf der Rathaustreppe und lauschen den Hip-Hop-Klängen, die aus dem Lastwagen herausdröhnen, der auf dem Schloßplatz postiert worden ist. Zusammen mit rund 350 Jugendlichen sind Daniel und Kai gestern vom Schlachthofgelände zum Rathaus gezogen, um für ihr Mitspracherecht bezüglich der künftigen Nutzung des Schlachthofareals zu demonstrieren. Kurz: Die jungen Leute wollen, dass auf dem Gelände rund um das KuK ein Kulturpark mit Skaterhalle, Musiker-Proberäumen und Jugendtreff entsteht. Und dafür sind sie gestern mit Transparenten, Trillerpfeifen und vor allem lauter Musik auf die Straße gegangen.

Das Vorhaben Kulturpark wird von der „IG Schlachthof für die Jugend“ – ein Bündnis aus Jugendgruppen und politischen Nachwuchsorganisationen – vorangetrieben (wir berichteten). Entsprechend ist die Interessengemeinschaft gestern auch als Organisatorin der Demonstration aufgetreten. „Der Kulturpark ist nicht im Interesse von denen, die dort drinnen sitzen“, ruft IG-Sprecher Manuel Gerullis den Demonstranten zu und deutet dabei auf das Rathaus. „Die da oben nehmen uns nicht ernst, und das nervt.“ Die Jugendlichen auf dem Platz klatschen – aber hinter den Fensterscheiben des Rathauses ist niemand zu sehen.

Gerullis kündigt außerdem an, dass die Demo nur ein erster Schritt in Richtung Kulturpark sei, weitere Aktionen würden folgen, „damit sich das Meinungsbild in Wiesbaden für unsere Sache ändert“. Denn es könne nicht sein, dass die Jugendkultur in dieser Stadt nicht nur vernachlässigt, sondern immer weiter zusammen gestrichen werde. Daniel und Kai nicken begeistert: „Das klappt schon.“

Dann spricht Gerhard Schulz vom KuK. Er sagt, der Kulturpark sei kein Hindernis für die Stadt. Im Gegenteil – jeder werde etwas davon haben. Selbst Arbeitsplätze könnten durch das Projekt geschaffen werden. Und dann klingt es fast wie ein Kompromissangebot an die Stadt, als er sagt: „Das geplante Multiplexkino würde unseren Kulturpark sogar ergänzen.“ Wieder jubelt die Menge optimistisch.

Dabei hat der SPD-Vorsitzende Marco Pighetti den Jugendlichen zum Auftakt der Demo nur wenig Mut gemacht. Als einziger Vertreter der Rathausparteien hat er zu den Jugendlichen gesprochen. Seine Botschaft: die SPD halte weiter an der Ansiedlung von Gewerbebetrieben auf dem Schlachthofgelände fest. Allerdings werde sie sich für den langfristigen Erhalt des KuK und des Wasserturms stark machen. „Vielleicht kann der Turm als Treffpunkt für die Wiesbadener Jugend genutzt werden“, so Marco Pighetti.

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  Farbenfrohe Demo für mehr Kultur
Etwa 400 friedliche jugendliche Demonstranten fordern einen Erlebnispark am Schlachthof

Wiesbadener Kurier vom 20.03.2002


I.S. – Aufgeworfene Erde, halb abgebrochene Gebäude, Reste von Graffiti auf Fassaden-Überbleibsel. Ein Bagger bahnt sich den Weg durch die Menge auf dem Schlachthofgelände. An die 400 Jugendliche, manche in schrägem Outfit, haben Transparente dabei: „Jugendkultur statt Profit“ oder „Jugendkultur am Schlachthof“. Ein junger Mann rollt eine Fahne aus, geballte Faust mit roter Rose, „Jusos in der SPD“.

Die Protestler, die sich auf dem Schlachthofgelände sammeln, um anschließend zum Rathaus zu ziehen, wünschen sich eine Musik-, Kultur- und Sportlandschaft, einen „Kulturpark“ nach dem Konzept der Interessengemeinschaft Schlachthof. Der SPD-Vorsitzende Marco Pighetti, der zur Auftaktkundgebung kommt, verspricht keine blühende Kulturlandschaft. Er sagt, was die Bagger jetzt auf dem Gelände stehen lassen – die Halle und das Wahrzeichen Wasserturm – das habe bis 2013 Bestand. Pighetti macht keine Hoffnungen auf einen Kulturpark. Eine solche Versprechung sei derzeit nicht einzulösen. Aber er will sich einsetzen für eine rasche Lösung in Sachen Skate-Halle. Die müsse aber nicht auf dem Schlachthofgelände stehen.

Der ökonomische Vermarktungsdruck sei bei einem Gelände wie dem Schlachthof nicht von der Hand zu weisen, so Sabine Gaedeke von den Grünen. Doch das Gelände dürfe nicht den „kommerziellen Interessen der Stadt und einiger Investoren“ geopfert werden.

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  Das Schlachthofgelände in Wiesbaden soll nach Abriss der Graffiti-Hallen ein Kulturpark für junge Leute werden. Das fordert zumindest die neue Interessengemeinschaft ,,Schlachthof für die Jugend", die ein visionäres Konzept für das riesige Areal erarbeitet hat.

WIESBADEN. Eine Skaterhalle, Fußballplatz, Kletterwand, Proberäume für Musiker, Ateliers für junge Künstler, Freilichtbühne, Jugendcafe und eine Grünflache, mit Springbrunnen, Grillplatz und Kinderspielplatz - das alles und noch mehr wünscht sich die IG ,,Schlachthof für die Jugend" auf dem Areal hinter dem Hauptbahnhof
,,Ein richtiger Kulturpark für junge Leute eben", schwärmt Olaf Bayer von den Jungen Grünen, die die IG mit ins Leben gerufen haben, gemeinsam mit den Jusos, der sozialistischen Jugend, dem Stadtschülerrat sowie Skaterinitiative, Jugendkulturverein Ambitio und der Grafilti-Initiative ,,Aktion Farbenfroh".
Zweck des Bündnisses ist es, ,,mit vereinter Kraft" die Interessen der Jugendlichen in Wiesbaden bezüglich des Schlachthofgeländes zu artikulieren - und auch durchzusetzen. Erster Schritt in diese Richtung war in dieser Woche die Präsentation des fast paradiesisch anmutenden Konzepte, das die IG-Mitglieder gemeinsam erarbeitet haben und das ab sofort Basis für Diskussionen mit Stadtpolitikern sein soll.
Dass die jungen Leute in Sachen Schlachthof mitreden wollen, hat Gründe:
Zum einen werden dort gerade die maroden Lagerhallen, deren Wände bislang Graffiti-Sprayern als Sprüflächen dienten, abgerissen. Damit verlieren die Dosenkünstler einen über die Region hinaus bekannten und beliebten Treffpunkt. Aber es werden auch Flächen frei. Und die will die Interessengemeinschaft als ,,Raum für die Jugend" - und Ersatz für die Wände -zurückerobern, ,,weil es in Wiesbaden einen erheblichen Bedarf gibt, was Jugendkultur angeht", so Bayer. Zum anderen biete das Schlachthofgelände wegen seiner verkehrsgünstigen, ,,aber auch abgeschiedenen Lage" die besten Voraussetzung, um dort den gewünschten Kulturpark zu schaffen.
Unterstützt werden die Forderungen vom Kulturzentrum (KuK) am Schlachthof (Bestandsgarantie bis 2013). Den Plänen der jungen Leute entgegen stehen bereits getroffene politische Beschlüsse. So müsste zum Beispiel mindestens eine La-
gerhalle, die zum Abriss freigegeben ist, stehen bleiben, damit Proberäume, Ateliers und Skaterbahnen eingerichtet werden können. Die IG-Mitglieder sind dennoch überzeugt, dass sich ihre Ideen mit Hilfe und Mitteln der Stadt realisieren lassen, ,,wenn wir die Politiker davon überzeugen können.
Genau dies versuchen die jungen Leute am Mittwoch, 13. Februar; 20 Uhr, bei einer Podiumsdiskussion mit Vertretern al-
1er demokratischen Rathausfraktionen in der Räucherkammer des KuK.
Für Freitag, 22. März, 16 Uhi; hat die In teressengemeinschaft zudem eine Demons tration in Wiesbaden angemeldet, um dic Offentlichkeit auf ihre Zukunftspläne fü das Schlachthofgelände aufmerksam zu
machen.
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